Zeit |
Ereignis |
1886 |
Der 42jährige Christoph Hofmann gründet mit seinem Brauereibetrieb "Zur Stadt Lück" die Badische Brauerei AG Mannheim. Das Eigenkapital beträgt 800.000 M. Der Generalanzeiger berichtet: "Die Actien sind von hiesigen Kapitalisten sämmtlich fest übernommen ...". |
1887 |
Gründung der Badischen Brauerei AG in Mannheim. |
1887 |
Die Stadt Mannheim verkauft einen "größeren Terraincomplex" an die Badische Brauerei "zur Erweiterung der Kellereien". Vermutlich entsteht darauf das Mälzereigebäude. Die Baufirma "F. & A.Ludwig" ist die hauptsächliche oder einzige Erbauerin der Badischen Brauerei. Zahlreiche Entwürfe stammen vermutlich vom Geschäftsführer und Architekten August Ludwig.Der Komplex aus roten und gelben Backsteinen ist reich gegliedert. Gesimse, Lisenen, Rundbogen-Blendfelder und Konsolen-Fries unterhalb des Traufgesimses werden später dem Historismus, in erster Linie der Neoromanik zugeordnet. |
1888 |
Das Eigenkapital wird um 600.000 M aufgestockt. |
1889 |
Die Badische Brauerei Mannheim übernimmt in Heidelberg die Brauereien "Neues Essighaus" und "Diemerei". |
1889 |
Einladung an die "Herren Actionäre" der Badischen Brauerei AG, die Malzfabrik und andere Neuanlagen "in Augenschein zu nehmen". Damit ist die Errichtung aller großen Gebäude für die Brauerei abgeschlossen. |
1890 |
In der Generalversammlung sind 786 Aktien vertreten. Christoph Hofmann verläßt den Vorstand, Emil Thiemann folgt ihm. Der Verkauf von Flaschenbier "findet Anklang". Es gibt wirtschaftliche Probleme und Meinungs- verschiedenheiten über die Richtigkeit eines Bilanzpostens. |
1891 |
Eine Klage von Christoph Hofmann gegen die Badische Brauerei wird vor Gericht verhandelt. |
1893 |
Die Badische Brauerei verkauft 1606 m² für 4.818 Mark an die Eichbaum-Brauerei. |
1898 |
Nach Fertigstellung des neuen, größeren Sudhauses wird das alte zum "Braustübl" umgebaut. |
1902 |
Die Badische Brauerei übernimmt das Schwetzinger Brauhaus (M. Mayer & Co.) in Schwetzingen. |
1906 |
Die Badische Brauerei AG übernimmt die Bierbrauerei Gehrig & Co. GmbH in Auerbach. |
1911 |
Die Badische Brauerei steht mit einem Ausstoß von 68.000 Hektoliter in Deutschland auf Rang 175 |
1915 |
In der Generalversammlung sind 19 Aktionäre mit 677 Aktien. Die Dividende fällt im Gegensatz zu den anderen Mannheimer Brauereien wiederholt aus. Gemäß Direktor Sauerbeck hat die Badische Brauerei verzichtet, sog. "Kriegsbier" mit geringerem Extrakt zu brauen. |
1917 |
Kriegsbedingt werden Rohstoffe knapp. Die Gerstenzuteilung beträgt 10% der Vorkriegsmenge. Zum Jahresende gibt es bei den Brauereien zweiprozentiges Einfachbier. |
1917 |
Am Jahresende wird der Braubetrieb in der Badischen Brauerei eingestellt. |
1918 |
"Nach Stunden ernster Beratung" übernimmt die kleinere Mannheimer Aktienbrauerei Löwenkeller die Kundschaft der Badischen Brauerei und löst die Firma auf. Löwenkeller erhöht so ihre zustehende Gerstenzuteilung und eigene Produktionsauslastung. Für Friedenszeiten ist die Verlegung der Löwenkeller-Brauerei in die Gebäude der Badischen beabsichtigt. |
1920 |
Der Tabakfabrikant Wilhelm Niderehe erwirbt die Gebäude der ehemaligen Badischen Brauerei und veranlaßt etliche Umbauarbeiten und anschließende Einbauten wie Zentralheizung und elektrischer Lastenaufzug. Er nutzt Teile der Gebäude zur eigenen Produktion u.a. von "Winima"-Zigaretten. Die erworbene Cigarettenfabrik Ophyr hat hier ihre Adresse. Aus Überlegungen entsteht eine Ansichtsskizze der Gebäude, die nach Umbau dem Zeitgeschmack entsprechend mit türkischen Kuppeln und Halbmondsicheln dargestellt sind. (Spätere Gewerbe: Metallverarbeitung, Druckerei und Elektrotechnik, bis 1970), dann Einrichtungen für Bildung und Freizeit: die Schule für Physiotherapeuten, der Mannheimer Judo-Club des Klinikums, seit 1983 das Umeltzentrum mit BUND, Nabu und Greenpeace, dazu Multimedia und Informationstechnik, Spielautomaten-Firma, Auto-Werkstatt und - als Reminiszenz an ate Zeiten - das Eichbaum-Bräustübl. |
1943-1944 |
Bei Luftangriffen werden die Hauptgebäude entlang der Röntgenstraße schwer beschädigt. Mit "Notdächern" wird die weitere Nutzung ermöglicht. Mehrere Gewölbe-Tiefkeller auch der benachbarten Brauereien dienen als Luftschutzkeller. Bei Plünderungen und anderen Kriegswirren gehen Dokumente verloren. |
1945 |
Mangels neuer Baustoffe werden per mühseliger Handarbeit aus Schutt Backsteine wiedergewonnen. Viele als Provisorien gedachte Ausbesserungen werden eine Zukunft von Jahrzehnten haben. Schutt verbleibt z.T. in Untergschossen. |
1955 |
An der Käfertaler Straße wird auf alten Mauern ein zweistöckiges Wohn-Geschäftshaus errichtet. |
1974 |
Der 1.Mannheimer Judo-Club findet der ehemaligen Brauereie ein dauerhaftes Domizil |
1977 |
Ein Teil der Fassade im Hof ist gelb/weiß gestrichen. Die überwiegenden Fassadenteile am Mälzereigebäude bleiben noch in den Originalbacksteinfarben erhalten. Jedoch werden Giebelfassade und Erdgeschoß des Mälzereigebäudes in Anlehnung an die Back- und Sandsteinfarben gestrichen. Teilweiser erser Anstrich am Mälzereigebäude. |
1983 |
Das Umwelt-Zentrum Mannheim von BUND, Greenpeace und Deutscher Bund für Vogelschutz (später: Naturschutzbund) wird in der alten Badischen Brauerei eröffnet. |
1989-1990 |
Am III. und IV.OG des Mälzerei-Gebäudes wird brüchiges Mauerwerk abgetragen, und es werden Betonringanker zur Sicherung eingebaut. Für eine vermutete Rest-Nutzungsdauer von zehn Jahren werden alle Backstein- und Sandsteinflächen fachgerecht grundiert und farblich in Anlehnung an die Steinfarben gestrichen. |
1995 |
Das TAO-Zentrum übernimmt den 18 Jahre lang von Zeugen Jehovas genutzten Veranstaltungsraum. |
1997 |
Der Denkmalschutz wird ausgedehnt: War bisher das Eckhaus (frühere Direktoren-Villa) geschützt, wird nach zahlreichen Gebäudeabrissen in Mannheim das frühere Mälzereigebäude und die gesamte Fassade an der Röntgenstrasse als technisches Kulturdenkmal eingestuft. Die Gebäude haben als Produktions- und Lagerstätte der ehemaligen, weit über Mannheim hinaus produzierenden Badischen Brauerei Dokumentationswert. Derartiges ist in seiner Ausprägung und an so bekannter Stelle im Stadtbild selten geworden und erhaltenswert. |
1998 |
Mit der Web-Agentur digi-info findet die Wirtshaftsbranche der "neuen Medien" Gefallen an der alten Brauerei. |
2000 |
Holzschuppen werden abgerissen. Der alte Brauerei-Brunnen mit 4,50 m Durchmesser und 12 m Tiefe wird nach Foto-Dokumentation mit Kies-Sand verfüllt. Die neue, verbreiterte Hofdurchfahrt führt über ihn hinweg. Neue Parkplätze entstehen. Durch den Gewinn von Hofraum erhält das hohe Mälzereigebäude eine neue Raumwirkung zur Rückseite. |
2002 |
Der Mannheimer Architekt Andreas Schmucker beginnt mit seinem Team die Planung einer Gesamt-Sanierung des Mälzereigebäudes. Mit etlichen Probeflächen werden Varianten der Fassadensanierung erkundet. Die gute Grundierung des 89/90er Anstrichs wird eine teure Spezialbehandlung erfordern. Back- und Sandsteine sollen wieder in ihrer originalen Oberfläche freigelegt und sichtbar werden. Menschen sollen das Authentische des Gebäudes ebenso erfahren können, wie sie die neue Modernität im Inneren an neuen Teilen von außen schon erkennen können. |
01.07.2003 bis 31.12.2003 |
Der Eigentümer (Enkel des Zigarettenfabrikanten von 1920) Jürgen Herrmann will die Immobilie zusammen mit dem Architekten Andreas Schmucker von Grund auf sanieren und neu gestalten: Es sollen Loft-Büros entstehen. (Bericht vom 20.06.2003) |
14.09.2003 |
Die ehemalige Badische Brauerei nimmt im noch unsanierten Zustand erstmals am "Tag des offenen Denkmals" teil. Seit 120 Jahren sitzt der Schlußstein von Christoph Hofmann im Gewölbe. |