Badische Brauerei AG

Allgemeines

FirmennameBadische Brauerei AG
OrtssitzMannheim
StraßeKäfertaler Str. 162
Postleitzahl68167
Art des UnternehmensBrauerei und Malzfabrik
AnmerkungenBis 1886: Brauerei zur Stadt Lück - Chr. Hofmann (s.d.). 1918 zu: Mannheimer Actienbrauerei Löwenkeller (s.d.). [MAN (1888)]: "Badische Brauerei (vorm. Chr. Hofmann)". Lt. Plan von 1899: u.a. Kohlekraftwerk, Dampfmaschine, Kältemaschine, Stallungen und Dunggrube. Die Gewölbekeller sind aus Ziegelsteinen erbaut und haben eine Scheitelhöhe bis zu 5,20 m. Das Mälzereigebäude entstand, vermutlich aushub-sparend an der Stelle der früheren Schießwand. Die große Menge an Ziegelsteinen stammt vmtl. aus verschiedenen Tongruben und Ziegelbrennereien. Die Keller haben eine Gesamtfläche von ca. 2700 qm, die Erd- und Obergeschosse von ca. 9000 qm. Es gab Stallplätze für 17 Pferde. Der Hof war teilweise überdacht. Ein eigener Brunnen war vorhanden. Braubetrieb bis ca. 1920, dann Zigarettenfabrik "Wilhelm Niderehe" (s.d.) und andere Nutzungen. Baupläne im Stadtarchiv Mannheim (Bestand F. & A. Ludwig).
Quellenangaben[Eichbaum-Chronik (1992) 325] [Reichs-Adreßbuch (1900) 112] [Mannheimer Morgen, 20.06.2003. S. 18] [Herrmann: Brauerei 162 (2003, Internet)] [Herrmann: Ehemalige Badische Brauerei (2005)]
HinweiseJürgen Herrmann: Mobil: 0170/4791233; juergenherrmann@t-online.de (23.04.2007); »Brauerei 162«, Käfertaler Str. 162, 68167 Mannheim. fa19740+a+b+c.jpg: Tandemmaschine mit Seilschwungrad unter Transmission; fa19740d: Fassade; Tandem mit Zylinder unter Transmission: fa19740e-i; mit Brunnenpumpe: fa19740j-o.jpg




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1886 Der 42jährige Christoph Hofmann gründet mit seinem Brauereibetrieb "Zur Stadt Lück" die Badische Brauerei AG Mannheim. Das Eigenkapital beträgt 800.000 M. Der Generalanzeiger berichtet: "Die Actien
sind von hiesigen Kapitalisten sämmtlich fest übernommen ...".
1887 Gründung der Badischen Brauerei AG in Mannheim.
1887 Die Stadt Mannheim verkauft einen "größeren Terraincomplex" an die Badische Brauerei "zur Erweiterung der Kellereien". Vermutlich entsteht darauf das Mälzereigebäude. Die Baufirma "F. & A.Ludwig" ist die hauptsächliche oder einzige Erbauerin der Badischen Brauerei. Zahlreiche Entwürfe stammen vermutlich vom Geschäftsführer und Architekten August Ludwig.Der Komplex aus roten und gelben Backsteinen ist reich gegliedert. Gesimse, Lisenen, Rundbogen-Blendfelder und Konsolen-Fries unterhalb des
Traufgesimses werden später dem Historismus, in erster Linie der Neoromanik zugeordnet.
1888 Das Eigenkapital wird um 600.000 M aufgestockt.
1889 Die Badische Brauerei Mannheim übernimmt in Heidelberg die Brauereien "Neues Essighaus" und "Diemerei".
1889 Einladung an die "Herren Actionäre" der Badischen Brauerei AG, die Malzfabrik und andere Neuanlagen "in Augenschein zu nehmen". Damit ist die Errichtung aller großen Gebäude für die Brauerei abgeschlossen.
1890 In der Generalversammlung sind 786 Aktien vertreten. Christoph Hofmann verläßt den Vorstand, Emil Thiemann folgt ihm. Der Verkauf von Flaschenbier "findet Anklang". Es gibt wirtschaftliche Probleme und
Meinungs- verschiedenheiten über die Richtigkeit eines Bilanzpostens.
1891 Eine Klage von Christoph Hofmann gegen die Badische Brauerei wird vor Gericht verhandelt.
1893 Die Badische Brauerei verkauft 1606 m² für 4.818 Mark an die Eichbaum-Brauerei.
1898 Nach Fertigstellung des neuen, größeren Sudhauses wird das alte zum "Braustübl" umgebaut.
1902 Die Badische Brauerei übernimmt das Schwetzinger Brauhaus (M. Mayer & Co.) in Schwetzingen.
1906 Die Badische Brauerei AG übernimmt die Bierbrauerei Gehrig & Co. GmbH in Auerbach.
1911 Die Badische Brauerei steht mit einem Ausstoß von 68.000 Hektoliter in Deutschland auf Rang 175
1915 In der Generalversammlung sind 19 Aktionäre mit 677 Aktien. Die Dividende fällt im Gegensatz zu den anderen Mannheimer Brauereien wiederholt aus. Gemäß Direktor Sauerbeck hat die Badische Brauerei verzichtet, sog. "Kriegsbier" mit geringerem Extrakt zu brauen.
1917 Kriegsbedingt werden Rohstoffe knapp. Die Gerstenzuteilung beträgt 10% der Vorkriegsmenge. Zum Jahresende gibt es bei den Brauereien zweiprozentiges Einfachbier.
1917 Am Jahresende wird der Braubetrieb in der Badischen Brauerei eingestellt.
1918 "Nach Stunden ernster Beratung" übernimmt die kleinere Mannheimer Aktienbrauerei Löwenkeller die Kundschaft der Badischen Brauerei und löst die Firma auf. Löwenkeller erhöht so ihre zustehende Gerstenzuteilung und eigene Produktionsauslastung. Für Friedenszeiten ist die Verlegung der
Löwenkeller-Brauerei in die Gebäude der Badischen beabsichtigt.
1920 Der Tabakfabrikant Wilhelm Niderehe erwirbt die Gebäude der ehemaligen Badischen Brauerei und veranlaßt etliche Umbauarbeiten und anschließende Einbauten wie Zentralheizung und elektrischer Lastenaufzug. Er nutzt Teile der Gebäude zur eigenen Produktion u.a. von "Winima"-Zigaretten. Die
erworbene Cigarettenfabrik Ophyr hat hier ihre Adresse. Aus Überlegungen entsteht eine Ansichtsskizze der Gebäude, die nach Umbau dem Zeitgeschmack entsprechend mit türkischen Kuppeln und Halbmondsicheln dargestellt sind. (Spätere Gewerbe: Metallverarbeitung, Druckerei und Elektrotechnik, bis 1970), dann Einrichtungen für Bildung und Freizeit: die Schule für Physiotherapeuten, der Mannheimer Judo-Club des Klinikums, seit 1983 das Umeltzentrum mit BUND, Nabu und Greenpeace, dazu Multimedia und Informationstechnik, Spielautomaten-Firma, Auto-Werkstatt und - als Reminiszenz an ate Zeiten - das Eichbaum-Bräustübl.
1943-1944 Bei Luftangriffen werden die Hauptgebäude entlang der Röntgenstraße schwer beschädigt. Mit "Notdächern" wird die weitere Nutzung ermöglicht. Mehrere Gewölbe-Tiefkeller auch der benachbarten Brauereien dienen als Luftschutzkeller. Bei Plünderungen und anderen Kriegswirren gehen Dokumente verloren.
1945 Mangels neuer Baustoffe werden per mühseliger Handarbeit aus Schutt Backsteine wiedergewonnen. Viele als Provisorien gedachte Ausbesserungen werden eine Zukunft von Jahrzehnten haben. Schutt verbleibt z.T. in
Untergschossen.
1955 An der Käfertaler Straße wird auf alten Mauern ein zweistöckiges Wohn-Geschäftshaus errichtet.
1974 Der 1.Mannheimer Judo-Club findet der ehemaligen Brauereie ein dauerhaftes Domizil
1977 Ein Teil der Fassade im Hof ist gelb/weiß gestrichen. Die überwiegenden Fassadenteile am Mälzereigebäude bleiben noch in den Originalbacksteinfarben erhalten. Jedoch werden Giebelfassade und Erdgeschoß des Mälzereigebäudes in Anlehnung an die Back- und Sandsteinfarben gestrichen. Teilweiser erser Anstrich am Mälzereigebäude.
1983 Das Umwelt-Zentrum Mannheim von BUND, Greenpeace und Deutscher Bund für Vogelschutz (später: Naturschutzbund) wird in der alten Badischen Brauerei eröffnet.
1989-1990 Am III. und IV.OG des Mälzerei-Gebäudes wird brüchiges Mauerwerk abgetragen, und es werden Betonringanker zur Sicherung eingebaut. Für eine vermutete Rest-Nutzungsdauer von zehn Jahren werden alle Backstein- und Sandsteinflächen fachgerecht grundiert und farblich in Anlehnung an die Steinfarben gestrichen.
1995 Das TAO-Zentrum übernimmt den 18 Jahre lang von Zeugen Jehovas genutzten Veranstaltungsraum.
1997 Der Denkmalschutz wird ausgedehnt: War bisher das Eckhaus (frühere Direktoren-Villa) geschützt, wird nach zahlreichen Gebäudeabrissen in Mannheim das frühere Mälzereigebäude und die gesamte Fassade an der Röntgenstrasse als technisches Kulturdenkmal eingestuft. Die Gebäude haben als Produktions- und Lagerstätte der ehemaligen, weit über Mannheim hinaus produzierenden Badischen Brauerei Dokumentationswert. Derartiges ist in seiner Ausprägung und an so bekannter Stelle im Stadtbild selten geworden und erhaltenswert.
1998 Mit der Web-Agentur digi-info findet die Wirtshaftsbranche der "neuen Medien" Gefallen an der alten Brauerei.
2000 Holzschuppen werden abgerissen. Der alte Brauerei-Brunnen mit 4,50 m Durchmesser und 12 m Tiefe wird nach Foto-Dokumentation mit Kies-Sand verfüllt. Die neue, verbreiterte Hofdurchfahrt führt über ihn hinweg. Neue Parkplätze entstehen. Durch den Gewinn von Hofraum erhält das hohe Mälzereigebäude eine neue Raumwirkung zur Rückseite.
2002 Der Mannheimer Architekt Andreas Schmucker beginnt mit seinem Team die Planung einer Gesamt-Sanierung des Mälzereigebäudes. Mit etlichen Probeflächen werden Varianten der Fassadensanierung erkundet. Die gute Grundierung des 89/90er Anstrichs wird eine teure Spezialbehandlung erfordern. Back- und Sandsteine sollen wieder in ihrer originalen Oberfläche freigelegt und sichtbar werden. Menschen sollen das Authentische des Gebäudes ebenso erfahren können, wie sie die neue Modernität im Inneren an neuen Teilen von außen schon erkennen können.
01.07.2003 bis 31.12.2003 Der Eigentümer (Enkel des Zigarettenfabrikanten von 1920) Jürgen Herrmann will die Immobilie zusammen mit dem Architekten Andreas Schmucker von Grund auf sanieren und neu gestalten: Es sollen Loft-Büros entstehen. (Bericht vom 20.06.2003)
14.09.2003 Die ehemalige Badische Brauerei nimmt im noch unsanierten Zustand erstmals am "Tag des offenen Denkmals" teil. Seit 120 Jahren sitzt der Schlußstein von Christoph Hofmann im Gewölbe.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Bier 1887 Umfirmierung (Brauerei zur Stadt) 1918 Umfirmierung; 1920: Einstellung  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1886 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1888 Maschinenfabrik Augsburg AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1905 118 103 15   [Herrmann: Brauerei 162 (2003, Internet)]




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1886 Umbenennung zuvor Brauerei zur Stadt Lück - Chr. Hofmann 1886/87: Lück & Hofmann --> Badische Brauerei