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Ereignis |
04.2003 |
Der Konzern kündigt den Abbau von 700 der 1.800 Arbeitsplätze in Mannheim an. Die Entscheidung wird mit den erheblich gesunkenen Aufträgen bei Turbinen und Generatoren begründet. Der Betriebsrat kündigt umgehend Widerstand an. - Der Widerstand verschärft sich in der Folgezeit zunehmend. |
28.04.2003 |
Alstom gibt lt. Mitteilung von Bereichsvorstand Klaus Voges die Sparte "Industrieturbinen" an Siemens ab. Damit erweitert Siemens sein Angebot um kleine und mittlere Gasturbinen. Der Kaufpreis beträgt 1,1 Milliarden Euro. Davon ist der Standort Mannheim nicht betroffen. Diese Alstom-Sparte machte mit 6.500 Arbeitern einen Umsatz von 1,1 Mrd. Euro. Die Rendite vor Zinsen und Steuern lag bei 7 Prozent. |
14.11.2003 |
Unternehmensleitung und Betriebsrat einigen sich über Personalabbau und ein Standortkonzept. Der Standort ist mittelfristig für einige Jahre gesichert, und es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen |
17.11.2003 |
Der Personalabbau un Mannheim wird geringer sein als erwartet: Statt 700 Arbeitsplätze fallen nur 350 weg. Da in den letzten Monaten bereits 200 Mitarbeiter Aufhebungsvertäge abgeschlossen haben, müssen jetzt nur noch Vereinbarungen für 150 Beschäftigte in Mannheim gefunden werden. Auf alle Fälle wird keiner entlassen. Der Alstom-Standort Mannehim ist zumindest bis Ende 2007 gesichert. |
18.11.2003 |
Die Aktionäre des französischen Industriekonzerns stimmen dem Rettungsplan für das angeschlagene Unternehmen zu. Kernpunkte des 4,7 Mrd. Euro umfassenden Plans erhalten auf einer außerordentlichen Aktionärsversammlung mindestens 98 Prozent Zustimmung. |
2004-2005 |
Von Anfang 2004 bis Ende 2005 wird Kurzarbeit eingeführt. In dieser Zeit erhalten die Beschäftigten nur 80 Prozent ihres bisherigen Bruttoeinkommens. (Vereinbarung vom November 2003) |
Anfang 2004 |
Der Vorstandsvorsitzende Gerhard Brunel teilt mit, daß sich die katastrophale Auftragslage in den letzten Monaten gebessert habe. In Mannheim sei aber aus der derzeitigen Sicht Kurzarbeit bis Ende 2005 erforderlich. Wichtig sei insbesondere der Auftrag von drei Hochleistungs-Gasturbinen GT26 im Wert von 680 Mio Euro nach Spanien. 250 Mio Euro hiervon sind für Serviceleistungen vorgesehen. Zwei Drittel der Baukosten von 430 Mio Euro kommen Mannheim zugute, wo Alston alle Gsturbingen der Baureihen GT24/GT26 und GT13 sowie Dampfturbinen bis zu 350 MW fertigen läßt. |
21.04.2004 |
Die deutsche Alstom wird künftig von Mannheim aus regiert; bisher war der Sitz in Frankfurt (Main). Sie erzielte im Geschäftsjahr 2003/04 mit 7.000 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 2 Mrd. Euro; auf die Kraftwerke entfallen 1,4 Mrd. Euro des Umsatzes. Mannheim ist besonders für die Kraftwerksaktivitäten von Alstom ein bedutsamer Standort. In Mannheim beschäftigt Alstom derzeit 2.150 Mitarbeiter; einschließlich Bammental sind es 2.250 Menschen. - In Deutschland zeichnet sich nach Ende des Investitionsstaus der Bau von 40.000 MW Kraftwerksleistung ab, das entspricht 40 neuen Kraftwerken. Die deutsche Alstom ist optimistisch, ein großes Stück davon zu erhalten. Derzeit winkt schon ein Großauftrag des RWE zum Bau eines Braunkohle-Kraftwerks mit 1.100 MW. Bis sich neue Aufträge in der Beschäftigung niederschlagen, wird noch einige Zeit vergehen. So gilt in Mannheim weiter das "Überwinterungskonzept" aus dem Jahr 2003, mit dem man der vorerst anhaltenden Unter-Auslastung begegnen will. Das Konzept sieht unter anderem Kurzarbeit bis Ende 2005 sowie Einkommenseinbußen bis zu 12 Prozent vor. |
25.04.2005 |
Seit dem 25. April ruht die Arbeit wegen einer Informationsveranstaltung des Betriebsrats. Hintergrund ist der Abbau von 450 Stellen in Mannheim. Der Betriebsrat befürchtet sogar, daß bis zu 900 Arbeitsplätze verloren gehen und der Standort früher oder später ganz geschlossen wird. Bis 2007 ist das Management an eine Betriebsvereinbarung gebunden, wonach Alstom die Zahl der Mitarbeiter in Mannheim von gut 2000 Ende 2004 auf maximal 1.700 bis Mitte 2007 reduzieren darf. Der Vorstand begründet den Stellenabbau mit den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Investitionsstau der Energieversorger in Deutschland und Europa: Allein in Deutschland müssen zwischen 40 und 60 Mrd. Euro in neue Anlagen und Netze investiert werden). Gleichzeitig verschiebt sich der Markt wegen des starken Bedarfs etwa in China weg von Gasturbinen hin zur eher klassischen Energieerzeugung etwa mit Kohle. Hier habe Mannheim Nachteile. |
09.2005 |
Alstom ist als wichtigster Auftragnehmer beim Bau des Braunkohlenkraftwerks in Neurath bei Grevenbroich vorgesehen. Die Anlage wird eine Leistung von zweimal 1.100 MW haben und soll 2,1 Mrd. kosten. Ferner bekommt Alstom den Auftrag zur Erstellung des Genehmigungsantrages für das gelplante Kombikraftwerk in Lingen (Ems) mit einer Leistung von 850 MW. Sobald sich RWE endgültig entscheidet, das Kraftwerk zu bauen, erhält Alsom nach eigenen Angaben auch den Auftrag zur Lieferung und Montage der Anlage. Es ist nicht sicher, ob die einzelnen Kraftwerkskomponenten auch tatsächlich in Mannheim gebaut werden; es bestehen zumindest "gute Chancen auf eine Beteiligung". - Betriebsratschef Udo Belz fördert von der Geschäftsführung angesichts der Orders die Pläne zum Abbau von über 900 Stellen in Mannheim zurückzunehmen, zumal noch weitere Aufträge kurzfristig folgen könnten. Laut einer Stude der Unternehmensberatung Boston Consulting plant die Energieerzeuger-Branche in Deutschland den Bau von 23 Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 20 GW. Ein Großteil der zu vergebenen Aufträge dürfte dabei an dei beiden wichtigsten europäischen Kraftwerksbauer Alstom und Siemens gehen. |
2006-2007 |
Von Anfang 2006 bis Ende 2007 kommt es zu einer Arbeitszeitverkürzung bis zu 5 Stunden pro Woche. Dies bedeutet eine Reduzierung des Bruttoeinkommens um 14 Prozent. Der Arbeitgeber übernimmt hiervon 2,1 Prozent, so daß die Arbeitnehmer 11,9 Prozent ihres Einkommens verlieren. (Vereinbarung vom November 2003) |
01.01.2008 |
Der Generatorenbau endet in Mannheim und wird nach Polen verlagert |
27.05.2009 |
Im Mannheimer Werk wird die größte Dampfturbine (1.100 MW; Gesamtwirkungsgrad: 46 Prozent) der Welt entwickelt. Einen entsprechenden Vertrag schließen die Franzosen mit dem Energiekonzern E.ON am 27. Mai in Köln. Er umfaßt die Lieferung eines Turbinensystems für das Kraftwerk Maasvlakte in Rotterdam für rund 1,3 Mrd. Euro. Die Turbine wird im polnischen Alstom-Werk produziert. |
16.08.2012 |
Alstom stellt für 400 seiner 2.000 Mitarbeiter in seinem Mannheimer Werk offiziell Kurzarbeit. Die Maßnahme soll am 1. September beginnen. Grund ist die "Zurückhaltung bei Investitionen in Gas- und Kohlekraftwerke", die auch Verzögerungen bei Projekten mit sich bringe. |
Sept. 2012 |
Der Markt für Turbinen- und Gaskraftwerke liegt zur Zeit völlig am Boden. Ab September werden 400 Mitarbeiter in der Turbinenfabrik für sechs Monate kurzarbeiten. Immer ein Drittel von ihnen pausiert. Um eine höhere Auslastung zu erreichen, sollen mehr Teile selbst gefertigt werden |