Spamersche Buchdruckerei

Allgemeines

FirmennameSpamersche Buchdruckerei
OrtssitzLeipzig
OrtsteilReudnitz
StraßeCrusiusstr. 10
Postleitzahl04317
Art des Unternehmensgraphischer Großbetrieb
AnmerkungenSeit 1891 zumeist Herstellung technischer Literatur. Um 1943 als: "Spamer Aktiengesellschaft" mit der Adresse: Crusiusstr. 10. 1878-1898: in Spamers Hof, Littstr. 7-9 (früher: Gellertstr., dort meist Buchhandlungen) und Querstr. 29-31 (hinzu erworben), mit Hauptkontor im Vorder- und dem graphischen Betrieb im Hintergebäude. 1898 Umzug in das neue Firmengelände Crusiusstr. 8-10 (Druckerei) und Breitkopfstr. 7 (Großbuchbinderei; dafür ferner die Buchbinderei Julius Hager, Haus-Nr. 9); seit 1913 (Lager und Buchbinderei) auch in Schraders Haus, Täubchenweg 26 / Heinrichstr. 21 / Baedekerstr. 28. Ab 1949 "Leipziger Druckhaus", dann zu "Interdruck".
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 3414] [Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893) 31] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3548] [Knopf: Buchstadt Leipzig (2011) 30...43]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
29.08.1820 Geburt des Verlagsgründers Johann Christian Gottlieb Franz Otto Spamer als Sohn eines hessischen Forstbeamten in Darmstadt. - Er macht eine Lehre bei Eduard Heil in Darmstadt und sammelt ab ca. 1838 in Aschaffenburg und in Leipzig bei Johann Jacob Weber Berufserfahrung.
31.03.1847 Gründung des "Otto Spamer Verlag" durch den Verlagsbuchhändler Otto Spamer. Die Bekanntmachung seiner Verlagsgründung stammt vom 31. März. - Der Verlag wird später getrennt von der Aktiengesellschaft (siehe 1932/33) fortgeführt.
1848 Otto Spamer flieht in den Revolutionswirren nach Wien; von da wird er weiter nach Osten, nach Ungarn, Siebenbürgen, sogar bis in die Türkei verschlagen. Durch Handelsbeziehungen, die er dort anknüpft, hilft er sich nach seiner Rückkehr nach Leipzig empor: er bringt zuerst das Insektenpulver nach Leipzig mit.
1851 Der Buchverlag beginnt sich nach einigen vergeblichen Anläufen lebendiger zu regen, und Spamer beginnt mit der Herausgabe von Kinder-, Jugend-, Familien- und Volksschriften.
Weihnachten 1851 Die ersten Bände der "Illustrirten Jugend- und Hausbibliothek" erscheinen.
ab 1860 Der Spamersche Verlag nimmt etwa von 1860 bis 1880 die erste Stelle in der deutschen Jugendliteratur ein.
1867 Geburt des späteren Alleinbesitzers Josef Mathias Petersmann
1868 Gründung der Spamerschen Buchbinderei. Sie geht aus dem "Otto Spamer Verlag" hervor.
1873 Baubeginn von Spamers Hof in der Gellertstr. 7-9 (später: Littstraße) durch die Architekten Johann Gottfried Siegel nd Johann Friedrich Ullrich
1877 Gründung der Spamerschen Buckdruckerei. Sie geht aus dem "Otto Spamer Verlag" hervor.
1878 Fertigstellung von Spamers Hof in der Gellertstr. 7-9. - Später kommen noch die Gebäude Querstr. 29 und 31 hinzu.
27.11.1886 Tod des Verlagsgründers Otto Spamer in Leipzig
1889 Der Philologe Josef Mathias Petersmann wird Teilhaber
1891 Josef Mathias Petersmann wird Alleinbesitzer von Spamer
1892 Geburt von Arnold Petersmann als Sohn von Josef Mathias Petersmann
30.12.1896 Josef Mathias Petersmann erwirbt ein Baugelände in Reudnitz und läßt dort einen Neubau mit Klinkerfassade errichten. - Unter Petermanns Leitung etnwickelt sich das Unternehmen zur größten Druckerei Leipzigs und zu einem der größten und leistungsfähigsten Deutschlands.
1898 Das Unternehmen siedelt an den Täubchenweg um, wo der neue Besitzer Josef Mathias Petersmann (1864-1842) ein neues Gebäude errichten ließ. - Spamer wird zur zweitgrößten Druckerei Deutschlands.
1904 Einführung von Setzmaschinen wie Monotype und Typograph
1912 Einführung des Rotationsdrucks
1914 Spamer wird als größte Druckerei auf dem europäischen Festland bezeichnet.
1921 Ãœbernahme des Betriebs durch Arnold Petersmann, Sohn von Josef Mathias Petersmann
15.12.1932 Gegründet als Aktiengesellschaft mit Wirkung ab 1. Januar 1932. Gründer sind: a) die Kommanditgesellschaft in Firma Spamersche Buchdruckerei, Leipzig; b) die Kommanditgesellschaft in Firma Spamersche Buchbinderei, Leipzig; c) Buchdruckereibesitzer Dr. Josef Petersmann, Leipzig; d) Buchdruckereibesitzer Arnold Petersmann, Leipzig; e) Frau Dora von Berg, geb. Petersmann, Berlin; f) Frl. Anna Elisabeth Petersmann, Dresden; g) Verlagsbuchhändler Friedrich Petersmann, Leipzig; h) Frau Elvira verw. Lobeck, geb. Marcellin, Dresden. Die Umwandlung der Gesellschaft in Aktienform erfolgt aus familienrechtlichen Gründen, die Aktien werden von den bisherigen Inhabern und Familienangehörigen übernommen. Die Kommanditgesellschaft in Firma Spamersche Buchdruckerei bringt auf die von ihr übernommenen Aktien in die Aktiengesellschaft das von ihr unter der Firma Spamersche Buchdruckerei in Leipzig bisher betriebene Buchdruckereiunternehmen ein, das die Übernahme und Ausführung von Arbeiten aller Art des graphischen Gewerbes zum Gegenstand hat, und zwar auf Grundlage der für den 1. Januar 1932 aufgestellten Übernahmebilanz. Der in der Bilanz aufgeführte Grundbesitz umfaßt Grundstücke in Leipzig- Reudnitz; er wird mit sämtlichen darauf befindlichen Baulichkeiten und maschinellen und sonstigen Anlagen eingebracht. Miteingebracht werden alle Rechte und Verbindlichkeiten aus laufenden Lieferungs- sowie Anstellungs- und Pensionsverträgen. Der Gesamtbetrag der eingebrachten Aktivwerte wird hiernach auf RM 4.233.233,00 festgesetzt. Nach Abzug der Passiven, die die Aktien- Gesellschaft übernahm, sowie der Rückstellungen und des Reservekontos ergibt sich demgemäß ein Wert der Sacheinlage von RM 734.000,00, womit der Gegenwert für die übernommenen Aktien im gleichen Nennbetrag gewährt ist.
15.12.1932 Noch zur Gründung der Aktiengesellschaft: Die Kommanditgesellschaft in Firma Spamersche Buchbinderei bringt auf die von ihr übernommenen Aktien in die Aktiengesellschaft das unter der Firma Spamersche Buchbinderei in Leipzig bisher betriebene Buchbindereiunternehmen ein, und zwar ebenfalls auf Grundlage der für den 1. Januar 1932 aufgestellten Übernahmebilanz. Mit eingebracht werden alle Rechte und Verbindlichkeiten aus laufenden Lieferungs- sowie Anstellungs- und Pensionsverträgen. Der Gesamtbetrag der eingebrachten Aktivwerte wird demgemäß auf RM 641.976,00 festgesetzt. Nach Abzug der Passiven, die die Aktiengesellschaft übernahm, sowie der Rückstellungen und des Reservekontos ergibt sich ein Wert der Sacheinlage von RM 183.000,00, womit der Gegenwert für die übernommenen Aktien im gleichen Nennbetrag gewährt ist. Der Buchdruckereibesitzer Dr. Josef Petersmann in Leipzig leistet den Gegenwert für übernommene Aktien im Betrage von RM 128.000,00 dadurch, daß er den bisherigen stillen Gesellschafter Erwin. Petersmann wegen seines Auseinandersetzungsguthabens von zusammen RM 128.000,00 befriedigt. Der Buchdruckereibesitzer Arnold Petersmann, der Verlagsbuchhändler Friedrich Petersmann, Dora von Berg und Anna Elisabeth Petersmann gewähren den Gegenwert der von ihnen übernommenen Aktien in Höhe von RM 80.000,00, bzw. RM 50.000,00, RM 60.000,00 und Reichsmark 60.000,00 dadurch, daß sie darauf ihre anerkannten Guthaben auf Sonderkonto in gleicher Höhe verrechnen. In gleicher Weise gewährt Elvira Lobeck den Gegenwert der von ihr übernommenen Aktien im Betrage von Reichsmark 20.000,00 dadurch, daß sie dagegen ihre Darlehnsforderung in gleicher Höhe verrechnet.
1933 Spamer in Leipzig druckt seitdem die Volksausgabe und kartonierte Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf".
25.01.1933 Eingetragen als Aktiengesellschaft
1942 Tod von Josef Mathias Petersmann
08.07.1943 Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44
1949 Umbenennung des Unternehmens in "Leipziger Druckhaus"




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Buchbindearbeiten 1868 Beginn (Gründung der Buchbinderei) 1945 Betrieb im 2. WK zerstört Stellte zuerst insbes. Kinderbücher, ab 1891 techn. Bücher, ab 1933 auch "Mein Kampf" her
Buchverlag 1847 Beginn (Gründung) 1949 Umbenennung in "Druckhaus Leipzig" Verlag von Kinderbüchern, ab 1891 techn. Büchern, ab 1933 auch Hitlers "Mein Kampf"
Druckerzeugnisse 1877 Beginn (Gründung der Druckerei) 1945 Betrieb im 2. WK zerstört Druckte Bücher (zuerst insbes. Kinderbücher, ab 1891 techn. Bücher, ab 1933 auch "Mein Kampf"




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1914 Gebr. Sulzer AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1934 1500        




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Arnold Petersmann, Leipzig. Aufsichtsrat: Assessor Herbert Späte, Dresden, Vorsitzer; Rechtsanwalt und Notar Dr. Curt Riedel, Leipzig, stellv. Vorsitzer; Fräulein Anna Elisabeth Petersmann, Dresden; Erwin Petersmann, Leipzig. Stimmrecht: Je nom. RM 1.000,00 Aktie l Stimme. Gewinnverwendung: Nach den gesetzlichen Abzügen wird der verbleibende Reingewinn wie folgt verteilt: 5 % Dividende an die Aktionäre, von dem noch verbleibenden Reingewinn, von dem jedoch der Teil des Gewinnes abzusetzen ist, der etwa durch Auflösung von Rücklagen entstanden ist, an den Aufsichtsrat 10 % und der dann noch verbleibende Gewinn wird als weitere Dividende an die Aktionäre verteilt, wenn die Hauptversammlung keine andere Verwendung beschließt. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Grundkapital: nom. RM 1.400.000,00 Stammaktien in 1400 Stücken zu je RM 1.000,00 (Nr. 1-1400). Großaktionäre: Familie Petersmann (100 %).
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3548]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTZweck: Übernahme und Ausführung aller Arbeiten des graphischen Gewerbes, insbesondere Fortführung der bisher unter den Firmen Spamersche Buchdruckerei und Spamersche Buchbinderei in Leipzig betriebenen Unternehmungen.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3548]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTAnlagen: Buchdruckerei: 7 Tiegeldruckpressen, 88 Schnellpressen, 4 Buchdruck-Rotationsmaschinen; 10 Offset-Bogenmaschinen, l Offset-Rotationsmaschine; 4 Tiefdruckmaschiuen, 2 Tiefdruck-Rotationsmaschinen; 12 Typograph-Setzmaschinen, 54 Mono-Taster, 41 Mono-Gießmaschinen, 153 Hilfsmaschinen. Buchbinderei: 214 Maschinen und Apparate.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3548]