T. Bienert, Hof-Kunstmühle und Ölfabrik

Allgemeines

FirmennameT. Bienert, Hof-Kunstmühle und Ölfabrik
OrtssitzDresden
OrtsteilPlauen
StraßeAltplauen 14-21
Postleitzahl01187
Art des UnternehmensMühle und Ölfabrik
AnmerkungenNicht ganz sicher, welche der drei Bienert-Mühlen in Dresden (siehe auch: Hofmühle und Hafenmühle); vmtl. aber die in Plauen, da diese bis 1852 als "Hofmühle Plauen". Adresse um 1900: Mühlgäßchen 2.
Quellenangaben[GMA: Ventildampfmaschinen (um 1920)] Internet; Info-Tafel Bienert-Museum; http://www.elbhang-kurier.de/02_aelter/2002/aktuell0502/bienert.html




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1366 Die Mühle wird als "Wassermühle auf Plauener Flur" erwähnt
1568 Kurfürst August erwirbt eine 1542 von den Dresdner Tuchmachern erbaute Walkmühle
1570 Herstellung des kurfürstlichen Wappens im Hof mit dem Wappenstein des ersten Hofmühlenmeisters Zacharias Zimmermann von 1570. - Der Reliefstein, welcher zu den ältesten Einzeldenkmalen Dresdens gehört, zeigt links die Kurschwerter mit der sächsischen Raute, rechts drei Löwen unter einer Krone. Diese entstammen dem dänischen Reichswappen und verweisen auf Kurfürstin Anna, die als Förderin der Landwirtschaft maßgeblich an der wirtschaftlichen Entwicklung Sachsen beteiligt ist. Zwischen den Wappen sind zwei verschlungene Monogramme mit dem Buchstaben A zu sehen, die auf Kurfürst August und Kurfürstin Anna hinweisen.
1571 Die von Kurfürst August erworbene Walkmühle wird bis 1571 durch einen größeren Neubau ersetzt. Die nun als Hofmühle bezeichnete Mühle hat 16 Mahlgänge. Sie besitzt bis ins 19. Jh. die Mahlgerechtigkeit für Dresden und 66 Dörfer, was zur Folge hat, daß die Bauern der betroffenen Orte ihr Getreide ausschließlich in Plauen mahlen lassen dürfen.
1643 Der kaiserliche General Piccolomini nutzt die Mühle als Hauptquartier.
1813 Die Mühle wird durch die Kriegsereignisse beschädigt
21.07.1813 Geburt von Gottlieb Traugott Bienert in der Obermühle in Eschdorf als erster Sohn eines Dorfmüllers. - Die Eltern hatten die Dorfmühle für 13.000 Taler gekauft und sich dabei sehr verschuldet. Der Vater stirbt im strengen Winter 1822/23 an einem Nervenfieber, das er sich bei der Reparatur des Mühlrads zugezogen hatte. Die Mutter hält mit Hilfe eines Müllergesellen die Mühle aufrecht. Aus finanziellen Gründen kann Gottlieb Traugott nicht, wie von ihm gewünscht, Lehrer werden, sondern er macht eine Ausbildung als Müller.
1827 Traugott Bienert übernimmt die Leitung der Obermühle in Eschdorf. Er schafft die Lohnmüllerei ab und konzentriert sich auf die Brotbäckerei
1830 Erst im Zuge der staatlichen Reformen nach 1830 wurde der Mahlzwang für Dresden und 66 Dörfer aufgehoben.
1837 Bienert erreicht in Eschdorf eine Vermögensbilanz von 3.500 Talern. Er übernimmt zusammen mit dem jüngeren Bruder die Mühle, Mutter und Schwestern werden ausgezahlt.
1839 Die Obermühle in Eschdorf wird in mehreren Schritten bis 1839 umgebaut.
1843 Traugott Bienert errichtet in Dresden eine Brotbäckerei. Er kauft in Dresden-Antonstadt das Grundstück Bautzner Straße 84 (Nähe Linkesches Bad, Drachenschänke). In einem knappen Jahr schafft er es, ein zweistöckiges Mietshaus mit zunächst nur ausgebautem Erdgeschoß für Wohnung und Bäckerei zu errichten. Die Eschdorfer Mühle einschließlich Mehlhandel und Bäckerei für Eschdorf und Umgebung verbleibt bei seinem Bruder Leberecht, während Traugott Bienert die Bäckerei für Dresden übernimmt. Unter seiner Leitung wird Brot im eigenen Hause verkauft, aber weiterhin auch an allen Markttagen auf dem Neustädter Markt. Der beschwerliche Transport von Eschdorf nach Dresden entfällt.
23.11.1843 Traugott Bienert heiratet die Tochter des Gutsbesitzers und Landrichters Leuthold in Schullwitz, Christiane. Die Hochzeit findet in der Schönfelder Kirche statt.
01.05.1852 Nach Aufhebung des Mahlzwanges verliert die technisch verschlissene Mühle schnell an Bedeutung. So kann der aus Eschdorf stammende Müller Gottlieb Traugott Bienert (1813-1894) am 1. Mai die Hofmühle Plauen zu günstigen Konditionen pachten. Bienert beginnt mit der Modernisierung der Mühle, die sich in schlechtem Erhaltungszustand befindet. Er unternimmt noch im Frühjahr 1852 eine Studienreise nach Österreich, um die neuesten Mühlentechnologien kennenzulernen.
1853 Die Mühle wird um eine Bäckerei erweitert
1853 Bienert stellt drei Mahlgänge auf das sogenannte "Wiener System" um: Der Auszug des Mehls erfolgt in mehreren Gängen, so daß Mehle von hervorragener Qualität hergestellt werden können. - Auch in der Folge wird der Mühlenbetrieb ständig modernisiert.
1857/1861 Einführung hydraulischer Pressen in der Ölmühle
1858 Die erste Dampfmaschine wird installiert, die bei Wassermangel die Turbinen an der Weißeritz ersetzt.
1863 Bienert läßt eine Villa als Wohnhaus erbauen, die mit einem kleinen Landschaftspark umgeben wird
1867-1889 Umfangreiche Erweiterungen zwischen 1867 und 1889. Dabei entsteht u.a. ein neuer Großspeicher mit Gleisanschluß an die Eisenbahnlinie. Als Transportmittel für den Brot-Versand werden auch spezielle Güterstraßenbahnwagen eingesetzt.
01.05.1872 Genau 20 Jahre nach Unterzeichnung des ersten Pachtvertrages kann Bienert die Hofmühle für 150.000 Taler vom sächsischen Staat käuflich erwerben. Weiteren Investitionen steht nun nichts mehr im Wege.
1874 Bau einer Gasanstalt, welche auch die Straßenlaternen in [Dresden-]Plauen versorgen. Plauen ist damit die erste Dorfgemeinde Sachsens mit Gasbeleuchtung.
1878 Bienert legt auf Löbtauer Flur an der späteren Fritz-Schulze-Straße ein weiteres Gaswerk an.
1880 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1881 Die Söhne von Gottlieb Traugott Bienert, Ernst Theodor (1857-1935) und Moritz Erwin (1859-1930), werden Teilhaber im Familienbetrieb
1883 Bienert läßt eine Kinderbewahranstalt in Plauen errichten.
1894 Tod von Gottlieb Traugott Bienert
1894 Nach dem Tode von Gottlieb Traugott Bienert übernehmen dessen Söhne, Ernst Theodor (1857-1935) und Moritz Erwin (1859-1930), die Bienert'schen Werke in Plauen.
1903 Die beiden Bienert'schen Gaswerke gehen in den Besitz der Stadt der Stadt Dresden über. - Das Plauener Gaswerk wird bereits im März 1903 geschlossen; das Löbtauer Werk bleibt bis 1920 in Betrieb.
1906 Ida Bienert, geb. Suckert, Frau von Erwin Bienert, stiftet die "Freie Bibliothek Dresden". Ihr Mann unterstützt das Engagement seiner Frau in Sachen Kunst und Bildung (Unterstützung von noch unbekannten Künstlern wie Paul Klee, Emil Nolde, Oskar Kokoschka, Conrad Felixmüller, Wassily Kandisnky, Franz Marc und andere).
1913 Eröffnung der Hafenmühle in Dresden-Friedrichstadt. Sie wurde durch die Architekten des Leipziger Hauptbahnhofs, William Lossow (1852-1914) und Hans Max Kühne (1874-1942), erbaut. Eine elektrische Straßenbahn verbindet beide Mühlenstandorte.
1946 Nach 1945 werden die Bienertwerke in Volkseigentum überführt und werden nun als "VEB Dresdner Mühlenwerke" bezeichnet. - Der Mahlbetrieb in Plauen wird später eingestellt, so dass die Mühle nun nur noch als Backwarenfabrik dient.
1995 Die Produktionsstätte ist bis 1995 als Backwarenfabrik Wendeln in Betrieb. - Der Mühlenbetrieb in Dresden-Plauen wurde bereits nach 1945 eingestellt.
24.06.2005 Gründung der "Stiftung Hofmühle Dresden", der Träger des späteren Bienert-Museums. Sie entwickelt die Ideen zur Erhaltung und Nutzung des 1878 erbauten und unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Verkaufs-, Wohn- und Betriebsgebäudes der Hofmühle.
2005-2006 Sanierung des 1878 erbauten und unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Verkaufs-, Wohn- und Betriebsgebäudes der Hofmühle zum Zwecke der Nutzung als Bienert-Museums
07.2006 Im ehemaligen Verkaufs-, Wohn- und Betriebsgebäude der Hofmühle wird das Bienert-Museum eröffnet




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Brot 1853 Beginn (Erweiterung um Bäckerei) 1995 Ende als "Brotfabrik Wendeln"  
Mehl 1880 Aufstellung Dampfmaschine 1880 Aufstellung Dampfmaschine  
Öl 1880 Aufstellung Dampfmaschine 1880 Aufstellung Dampfmaschine  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1900? Gebr. Sulzer AG
Dampfmaschine vor 1914 Gebr. Sulzer AG
Dampfmaschine 1880 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1883 212       Größte Arbeiterzahl der in Plauen erfaßten Fabriken
1900 220       über 220