Theodor Zeise, Eisen- und Metallgießerei

Allgemeines

FirmennameTheodor Zeise, Eisen- und Metallgießerei
OrtssitzHamburg
OrtsteilOttensen
StraßeFriedensallee 7/9
Postleitzahl22765
Art des UnternehmensEisen- und Metallgießerei
AnmerkungenWerk I in der Friedensallee 7-9. Markenzeichen eine vierflügelige Schiffsschraube in einem Kreis und im Kreis ein "Z" (dessen Schräge ist ein Kreisdurchmesser). Das Firmenareal wurde 1993 denkmalgerecht in eine "Medienfabrik" umgebaut. Ausstellung im Altonaer Museum über die Familie Zeise 08.10.2008-01.02.2009.
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 2945] [Frühauf: Fabrikarchitektur in Hamburg (1991) 80] [Hamburger Abendblatt, Hamburg-Museum (2009) 8] [Mahn: Propeller des Fortschritts (2008)]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1854 Der Maschinenbauingenieur Theotor Zeise gründet zusammen mit dem Mechaniker und Stadtspritzenmeister Gustav Lange die Maschinenfabrik "Lange & Zeise", die 1856 mit der Produktion beginnt und 1865 eine Eisengießerei errichtet.
01.11.1868 Austritt von Th. Zeise aus der gemeinsam mit Gustav Lange gegründeten Maschinenfabrik und Gründung einer eigenen Maschinenfabrik unter seinem Namen, die von Anfang an vorwiegend Gußteile für Schiffe herstellt. Das ursprüngliche Unternehmen wird als "Lange & Gehrckens" weitergeführt.
1869 Guß der ersten Schiffsschraube (für den Dampfer "Germania"). Damit setzt die Spezialisierung auf diesem Gebiet ein.
1881 Erwerb eines Nachbargrundstücks zum Bau einer neuen Gießerei
1881 Bau eines Modellagers und der Tischerlei an der Friedensallee
1882 Werkserweiterung durch den Neubau einer großen Gießereihalle: Ein mit den neuesten Einrichtungen versehenes Gebäude kommt hinzu; ein Laufkran von 12 m Spannweite beherrscht, durch Dampf getrieben, den ganzen Raum. Der Raum wird hauptsächlich zur Herstellung großer Schiffsmaschinenteile wie Grundplatten, Zylinder, Kondensatoren, Schiffsschrauben etc. benutzt.
1882 An der Südgrenze des an an der Friedensallee gelegenen Grundstücksteils wird ein Neubau für Kontor und Wohnhaus sowie Lager und Pferdestallungen errichtet.
1885 Der ältere Sohn Alfred Zeise tritt als Ingenieur in die väterliche Fabrik ein und übernimmt die techinische Leitung.
1886 Alfred Zeise, Sohn von Th. Zeise, konstruiert die "Zeise-Schraube" mit höherem Wirkungsgrad
1886 Alfred Zeise erfindet aufgrund von hydrodynamischen Studien die "Zeise-Schraube" mit hohem Wirkungsgrad.
1888 Das Patent für die "Zeise-Schraube" wird nach Streitigkeiten mit dem Kaiserlichen Patentamt erteilt.
1889 Auf der Ausstellung in Altona-Ottensen wird die "Zeise-Schraube" durch die silberne Medaille des Industrie-Vereins Altona ausgezeichent
1890 Die Kaiserlichen Werften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven beginnen, Schiffsschrauben bei Zeise zu kaufen.
1890 Tod des Firmengründers Theodor Zeise. Seine Witwe Bertha Zeise (1838 - 1917) wird Alleinerbin, und der Sohn Alfred Zeise (1861 - 1922) übernimmt die technische Betriebsführung.
1893 Bau des Wohngebäudes durch Franz Sorgenfried.
1893 Erhebliche Erweiterung der Gießerei
1898 Erneute Erweiterung der Gießerei
1899 Eröffnung der Ottenser Industriebahn. Die Fabrik von Zeise ist damit durch drei Zufahrten verbunden: Beide Seiten von Werk I und eine Zufahrt in Werk II.
um 1900 Um die Jahrhundertwende geht man bei der Schiffsschraubenfertigung von Eisen auf Bronze über
1901 Umfangreicher Neubau als Ziegelbau mit Doppelgiebel-Fassade. an der Bornstraße (später: Bergiusstraße) durch die Architekten Schaar & Hinzpeter und den Ingenieur H. F. Schmidt
1901/02 Die Sandformerei wird bis zur 2. Bornstraße hin ausgebaut.
1901/02 Bau eines neuen Kessel- und Maschinenhauses und Ãœbergang zum elektrischen Betrieb
1901/02 Die ersten Drehbänke für die Bearbeitung der Naben und eine Horizontalbohrmaschine für die Herstellung von Steven und Wellenleitungen werden aufgestellt
1902 Bau eines Modellschuppens, einer Kleinschlosserei (für Motorbootsschrauben) und eines Pferdestalls mit Wohnung für den Kutscher.
1905 Erweiterung der Dreherei und Erstellung eines Neubaues dafür
1905 Bau eines Schornsteins an der Bornstraße
1906 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
18.10.1906 Besuch durch den Großherzog Friedrich August von Oldenburg und seinen Sohn Nikolaus, den (wenig erfolgreichen) Erfinder des Niki-Propellers.
1907 Das bestehende Kontor- und Wohnhaus wird vollständig für Bürozwecke umgebaut und aufgestockt.
1907 Zeise wird die "Mammut-Bronze", eine für Schiffsschrauben besonders geeignete Legierung, patentiert.
1908 Auf deutschen Regatten gewinnen in diesem Jahr Schiffe mit Zeise-Propellern 108 Preise, ein Drittel aller Auszeichnungen.
1912 Bau des Werks II an der Friedensallee, gegenüber dem Hof des Hauptkomplexes. Es dient als Gießereihalle für Motorbootsschrauben, enthält Flammöfen mit 4,5 t Fassungsvermögen und sieben Tiegelöfen zu je 500 kg. - Das Wek I erhält zusätzlich zehn Tiegelöfen zu je 500 kg.
1912 Ãœberdachung des Hofes zwischen dem Neubau von 1898 und dem inzwischen dreigeschossigen Modellager. Diese neue Halle wird durch den Ingenenieur Schween geplant.
1913 Bau der Montagehalle für die Fertigbearbeitung der gro0en Seeschiffsschrauben nebst Prüfständen für das Auswuchten
1917 Tod der Ehefrau des Gründers und seit 1890 Inhaberin, Bertha Zeise. Ihre Söhne Alfred (1861-1922) und Peter Theodor Zeise (1876-1950) übernehmen die Betriebsleitung.
1920 Entwicklung des Contrapropellers mit einem Leitblech hinter dem Propeller zur Umlenkung der Drallbewegung des Wassers in achsiale Richtung.
1921/22 Auf dem Gelände zwischen 1. und 2. Bornstraße wird ein großer Lagerplatz ("Werk III") eingerichtet. Da keine Baugenehmigung erteilt wird, darf dort keine weitere Halle errichtet werden.
1922/23 Das Kontorgebäude wird vergrößert.
1923 Eintritt von Hermann Hansen (später Betriebsleiter)
1924 Bau einer neuen Schlosserei an der Friedensallee
1925/26 Erweiterung der Lehmformerei und Gießerei
1927 In der Gießerei wird der ältere Flammofen vergrößert und auf 9 t Fassungsvermögen gebracht.
1927 Patenterteilung für den Tragflügelpropeller aufgrund der Erfahrungen in Flugzeugpropellerbau
1932 Erteilung eines weiteren Patents für den Tragflügelpropeller. Dessen Flügelstärke ist nicht in der Mitte des Schnittes, sondern näher zur eintretenen Kante.
1934 Die Produktion vollständiger Rührwerke wird aufgenommen.
06.05.1950 Wiederaufbau der zerstörten Gießereihalle. Das Richtfest findet am 6. Mai statt.
Sept. 1950 Tod des 74jährigen Peter Theodor Zeise (als letzter der Familie Zeise)
1952 Erfindung des Aktivruders. Hierbei ist auf der Schraubenwelle hinter dem Hauptropeller ein kleiner Propeller, der sich in einem mit dem Ruderblatt verstellbaren Ring dreht. Er soll die Manövriereigenschaften des Schiffs bei geringer Geschwindigkeit verbessern.
1955 Umbauten im alten Werk: Überdachung des Lagerplatzes und Aufstockung des ehemaligen Pferdestalles an der Bergiusstraße. - Eine Betriebsverlegung zum Werk IV am Haferkamp im Norden Altonas kommt es nicht mehr.
1959 Einsatz einer elektronischen Rechenanlage, um optimale Propellerabmessungen zu erzielen. Auch in der Verwaltung wird die EDV eingeführt.
1964 Tod von Wilhelm Helling, langjähriger Seniorchef und Gesellschafter des Unternehmens
1965 Im Hauptgebäude werden neue Kranbahnen und Kranfundamente gebaut.
Jan. 1968 Herstellung der größten von Zeise gefertigten Schraube für die "ESSO Mercia" mit 9200 mm Durchmesser, einem Fertiggewicht von 52.500 kg bei n= 80 U/min (Bauwerft: AG Weser). Sie wird im Januar nach Bremen transportiert.
1975 Umwandlung in eine GmbH
1975 Hermann Hansen scheidet als Betriebsleiter aus
1975 Zeise gerät in eine Wirtschaftskrise, bedingt durch hohen Ausschuß und zunehmende Verschuldung. Die Lübecker Firma "Schaffran Propeller Lehne & Co." übernimmt Zeise als Partner. Die Geschäftsführer beider Betriebe sin Friedrich Huth und Peter Thiele
März 1979 Der Hamburger Senat unterstützt Zeise mit 1 Million DM.
23.07.1979 Stellung eines Vergleichsantrags
27.07.1979 Erklärung, daß ein Vergleich nicht zustande kommen kann. Der Anschlußkonkurs wird unvermeidbar. - "Blohm & Voss" zahlt Ausgleichsgelder.
20.09.1979 Eröffnung des Konkursverfahrens. Der Versuch einer Auffanggesellschaft scheitert.
11./12.12.1979 Versteigerung des gesamten Inventars
1980 In das Kontorhaus Friedensallee 7-9 zieht das Filmhaus ein.
1993 u. 1988 Die Zeise-Hallen werden unter Denkmalschutz gestellt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Gußeisen 1868 Beginn (Gründung) 1906 Aufstellung Dampfmaschine  
Gußstücke für Dampfmaschinen 1882 neue Gießereihalle 1889 Ausstellung Hamburg Wie Dampfzylinder und Kondensatoren
Roststäbe 1868 Beginn (selbständig)      
Schiffschrauben 1869 Beginn (für "Germania") 1979 Ende (Konkurs) 1886: Konstruktion der Zeise-Schraube




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1906 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1883 62 60 2    
1889 150       100 - 200 Arbeiter
1944 231       Während des 2. WK arbeiteten Dänen, Franzosen und Italiener




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1868 Umbenennung zuvor Lange & Zeise Urspr.-Untern. weiter als "Lange & Gherckens"