Mechanische Baumwollspinnerei und -weberei Ludwigshafen a.Rh.

Allgemeines

FirmennameMechanische Baumwollspinnerei und -weberei Ludwigshafen a.Rh.
OrtssitzLudwigshafen (Rhein)
OrtsteilOggersheim
Postleitzahl67071
Art des UnternehmensBaumwollspinnerei und Weberei
AnmerkungenAuch genannt "Ludwigshafener Sametfabrik" oder "Sametfabrik Oggersheim". Seit 1902 Teil und Firma der "Mechanischen Weberei zu Linden A.-G." Besitzt um 1885 eine eigene Privat-Gasanstalt; Reinigung mit Lux-Masse. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Fabrik nicht wieder aufgebaut. Ein Wohngebäude der Fabrik blieb erhalten. Die Fläche wurde mit Mehrfamilienhäusern bebaut, und es wurde ein kleiner Park, der Queva-Park, angelegt.
Quellenangaben[Akte Ogg 726/4; StA Ludwigshafen] [Reichs-Adreßbuch (1900) 501] [Stat. Mitt. Gaswerke (1885) 547] http://www.oggersheim-geschichte.de/177.html




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
18.07.1855 In den früheren Gartenanlagen des Oggersheimer Schlosses wird mit dem Bau der "Samtfabrik" begonnen.
1856 Die Oggersheimer Baumwollspinnerei und Weberei wird mit einem Kapital von 1.200.000 Gulden gegründet.
1856 Der ehemalige König Ludwig I. von Bayern (bis 1848 König) legt zusammen mit seiner Schwester, der österreichischen Kaiserwitwe Karoline Auguste, und mit seinen Töchtern Mathilde, Großherzogin vin Hessen-Darmstadt, und Prinzessin Alexandra einen Eckstein für die neue Fabrik.
1857 Die Fabrik nimmt ihren Betrieb auf. Als technischer Direktor steht Friedrich Wilhelm Heller der Firma vor.
1859 Fischer Elias Vetter (Landwirt und späterer Bürgermeister?) und weitere aus Roxheim klagen gegen den bayerischen Staat als Konzessionsgeber der Firma und als Verpächter der Fischereirechte wegen der Verunreinigung des Altrheins aufgrund von Ableitungen in den Altrheingraben durch den Färbereibetrieb der Firma und infolge dessen wegen des Absterbens der Fische und der Fischbrut.
1862 1862 sind 15.000 Spindeln in Betrieb, die von mehreren Dampfmaschinen mit einer Gesamtleistung von 350 PS angetrieben werden.
1865 Insolvenzverfahren ("Fallimentsverfahren")
1871 650 Arbeiterinnen und Arbeiter streiken für kürzere Arbeitszeit und mehr Lohn. - Es kommt zur Gründung eines Ortsvereins des ADAV.
1901 Das Hauptgebäude, die Spinnerei, brennt ab
1902 Die Fabrik wird vom Konkurrenten, der "Mechanischen Weberei zu Linden", nach Auszahlung der Teilhaber übernommen.
1917 Der Betrieb steht still, die Firma dient als Lager für Zwangsarbeiter und für das Eisenbahnerbataillon, welches die Bahnstrecke von Oggersheim zum Oppauer Werk der BASF baut.
1918 Die Fabrik dient ein Jahr zur Stationierung französischer Truppen
1920 Die Produktion wird wieder aufgenommen. Eine Halle dient als Ausweichstätte für die Eisengießerei Johannes Roth (gegr. 1860) mit 70 Beschäftigten.
24.04.1944 Die Fabrik wird bis auf einige Büro- und Wohngebäude und einen Schornstein völlig zerstört. - In der Fabrik hatte die Firma Pollux während des Krieges Granaten produziert, IG Farben, Hallberg und Knoll lagerten in den Firmenhallen Waren. Die Leinenweberei macht beim Kriegschadensamt 3 Millionen Mark geltend, der Gesamtschaden wird mit 5 Millionen Mark veranschlagt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Baumwollgarn 1856 Beginn (Gründung) 1900 [Reichs-adreßbuch (1900) 501]  
Baumwollgewebe 1856 Beginn (Gründung) 1900 [Reichs-adreßbuch (1900) 501]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschinen vor 1884 unbekannt
Dampfmaschine vor 1900? Gebr. Sulzer AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1857 100        
1858 400        
1860 1000        
1861 800        
1862 400        
1871 650        
1884 750        
1886 546        
1888 522        
1923 425        




Allgemeines

ZEIT1860
THEMAauf der Ausstellung Kaiserslautern
TEXTDie mechanische Spinnerei und Weberei Ludwigshafen ist auf Aktien gegründet und steht seit reichlich 3 Jahren im Betriebe, fabriziert Garne von Nr. 6?60, Kalikos, Shirtings, insbesondere aber Sammete bis zu den feinsten Qualitäten, und zwar jährlich circa 600.000 Pfund Garne, 12.000 Stück ord. Gewebe und 500.000 Yards Sammet. Die
Zahl der Arbeiter beträgt gegen 1000. Die vorhandenen 15.000 Selfactorspindeln, 136 mechanische Kaliko- und 300 Sammet- Webstühle werden durch Dampfmaschinen von 183 PS betrieben. Die Samtweberei soll erweitert werden. Kapitalumschlag gegen 1 Million Gulden. Absatz: in den Zollvereinsstaaten, Samt auch in den Hansestädten. Die diesen Notizen zu Grunde liegende Mittheilung bemerkt treffend: "In Garn und Calicos, namentlich in letzteren überbietet sich gegenwärtig die Concurrenz im wohlfeilen Verkauf; es fehlt an einem Zusammenhalten unserer Fabrikanten, man schleudert ohne allen Grund, und weiß nicht wie in England, Frankreich und anderen Ländern aus Conjuncturen Vortheil zu ziehen."
QUELLE[Bericht über die Pfälzische Industrie-Ausstellung zu Kaiserslautern (1860) 144]