Berliner Brauerei-Gesellschaft Tivoli

Allgemeines

FirmennameBerliner Brauerei-Gesellschaft Tivoli
OrtssitzBerlin
OrtsteilKreuzberg
StraßeMethfesselstr.
Postleitzahl10965
Art des UnternehmensBrauerei
AnmerkungenErrichtet auf dem Gelände des aufgegebenen Vergnügungsparks "Tivoli". Erbaut 1859/60 durch A. Hahnemann unter der Aufsicht von Baurat Hitzig; alle Maschinen wurden von der Wilhelmshütte in Oberschlesien geliefert; die Anlage war auf 100.000 t (= 1 Mio hl/a?) berechnet, anfangs wurden aber nur 30.000 t gebraut. Gehört seit 1891 zu Schultheiss (s.d.) als Abt. II. Gehört zu den größeren Berliner Brauereien. Nicht in [Reichs-Adreßbuch (1900) 1202/03]. [Ehlert]: Abt. II von "Schultheiss-Patzenhofer" in Berlin SW 47, Lichterfelder Str. 11/17.
QuellenangabenFotografiert am 18.06.1996 [Brauerei-Forum März 2014, S. 9] http://www.landesarchiv-berlin.de [Allgemeine Bauzeitung (1860) 382] [Ehlert: Schultheiss-Patzenhofer (1921)]
Hinweise[Ehlert: Schultheiss-Patzenhofer (1921)] Ansicht




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1829 Südlich des Denkmals auf dem Kreuzberg (erbaut 1821 durch Karl Friedrich Schinkel), das an die Napoleonischen Freiheitskriege 1813-15 erinnern soll, eröffneten die Gebrüder Gericke Vergnügungsstätte mit dem Namen Tivoli nach Pariser Vorbild.
1829 Die Vergnügungsstätte "Tivoli" fällt einem Brand zum Opfer
Anfang 1858 Der Baumeister Christian August Hahnemann wird unter Mitwirkung von Friedrich Hitzig beauftragt, die nötigen Pläne zu einer auf dem Terrain des ehemaligen Tivoli bei Berin zu erbauenden großen bayerischen Bierbrauerei anzufertigen und die Ausführung zu übernehmen.
01.06.1858 Baubeginn. Die Bauausführung erfolgt durch den Maurermeister Gustav Junghahn.
1860/61 Zu Restaurationszwecken werden winkelförmig angeordnete Sommerhallen östlich des Sommerbierkellers, in der Nähe des Brauereieingangs, angelegt.
1861 Fertigstellung der ursprünglichen Brauereianlage, bestehend aus Mälzerei und Sudhaus (68 x 16 m), Kühlhaus, Kellereianlagen (im Süden ein Schankbiergebäude, auch als Winterbierkeller bezeichnet, und im Norden ein überbauter Sommerbierkeller) und offenen Restaurationsanlagen. Das viergeschossige Brauhausgebäude enthält neben unterirdischen Tennenräumen zwei Darranlagen, ein Sudhaus, ein Kesselhaus, Lagerböden und eine Brauerwohnung.
1864 Fertigstellung eines Saalgebäudes (Baubeginn 1862) über dem Gärkeller. Es ist mit einer Größe von ca. 79 m x 22,5 m zur Bauzeit das größte seiner Art in Berlin
1865/66 Lagerkellererweiterungen (bis 1868)
1869 Errichtung eines Anbaues an das Sudhaus
1872 Bau eines Kühlhauses mit Gär- und Lagerkeller. Unterhalb des langgestreckten, ca. 87 m langen und 24 m breiten Gebäudes befinden sich elf Lagerkeller, die mit den Lagerkellern unterhalb des Saalgebäudes verbunden sind.
1873 Fertigstellung weiterer umfangreicher Brauereigebäude einschließlich des Gotischen Saals und des großen Saalgebäudes, des zu dieser Zeit größten Veranstaltungsraums in Berlin
1876/77 Umbau des Schankbierkellergebäudes zu einer Mälzerei
1883 Teilzerstörung der alten Mälzerei durch Brand und Wiederherstellung
1883 Neubau der Restaurationshalle in unmittelbarer Nähe des Eingangs zu den Restaurationsanlagen im Nordosten des Areals
1883 Neubau eines kleinen Pichhauses südwestlich des alten Kühlschiffgebäudes
1890/91 Anbau eines Reserve-Eismaschinenhauses an das ehemalige Kühlhaus
1890/91 Errichtung eines Pferdestall-Anbaues
1891 Erwerbung durch die "Schultheiss' Brauerei AG". Die Tivoli-Brauerei wird als Abteilung II in die Schultheiss-Brauerei eingegliedert.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Bier 1859 Beginn Ende der 1850er 1891 an Schultheiss  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1886 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1859/60 Wilhelmshütte, Akt.-Ges. für Maschinenbau und Eisengießerei




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1912/13 Dampfkessel 7   unbekannt       mit Steinkohlenfeuerung  
1912/13 Dampfmaschinen 5   unbekannt Gesamtleistung 1400 PS    
1912/13 Eisgeneratoren 2   unbekannt Gesamtleistung 12000 Ztr/d    
1912/13 Generatoren 4   unbekannt          
1912/13 Kühlmaschinen 6   unbekannt Gesamtleistung 1400000 kcal/h    




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1912/13 950       900 - 1000, saisonal schwankend




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1 Nebenwerk danach Malzfabrik Fürstenwalde, alte Mälzerei  
1891 Anschluß (Namensverlust) danach Schultheiss' Brauerei Aktien-Gesellschaft  
1891 Umbenennung danach Schultheiss' Brauerei, Abteilung II  




Allgemeines

ZEIT1913
THEMAAnlagen und Ausstoß
TEXTEs werden etwa 590.000 hl/a produziert. An technischen Einrichtungen sind vorhanden:
- 2 doppelte Sudwerke
- Ausgeschlagen wird in vier kühlbare Ausschlaggefäße.
- Zur Würzekühlung gibt es drei Berieselungskühler
- Gärkeller: 550 Gärbottiche à 36...40 hl Inhalt. Außerdem sind Zementbottiche mit 4.200 hl vorhanden
Die Gärzeit beträgt 8 bis 10 Tage, bei 5°C beginnend
- Die überschüssige Hefe wird getrocknet
- Eine Hefereinzuchtanlage mit 6 Gärzylindern ist installiert
- Lagerkeller: etwa 1600 Fässer à 90 bis 100 hl, z.T. 130 hl, sowie 18 emaillierte, geschraubte Stahltanks à 600 hl, Lagerzeit 3 Monate
- Faßfüllung: Eine Anlage mit 2 x 5 Füllorganen und 1 x 4 Füllorgane mit etwa 70 hl/(h u. Abzieher)
- Die Faßreifen werden maschinell angetrieben. Picherei und Böttcherwerkstatt sind mechanisiert. Produziert werden die Sorten: Lagerbier Hell und Dunkel, Versand, Märzen, Export und Bockbier
- Flaschenfüllanlage: Etwa 200 Mitarbeiter an 18 Füllkolonnen sorgen für das Flaschenbier. Täglich werden etwa 250.000 Flaschen abgefüllt (etwa 800 hl/d), das sind ca. 13.900 Fl./Kolonne. Im Durchschnitt sind 11 Mitarbeiter je Kolonne erforderlich. Bei einer Arbeitszeit von 10 h/d werden demzufolge 1390 Fl./h (= 4,5 hl/h) bzw. bei 8 h/d ca. 1750 Fl./h (= 6 hl/h) gefüllt. Die Flaschenreinigung jeder Fülllinie besteht aus einem Einweichrad, Spritzung, Bürstmaschine und Nachspritzung. Die Flaschenkästen werden gewaschen. Der Kastentransport der Leerflaschen
und gefüllten Flaschen erfolgt auf speziellen Wagen mit zwei Rädern auf einer Achse und zwei beweglichen Laufrädern. Die Wagen werden manuell mit 14 Kästen zu je 30 Flaschen beladen. Im Lager werden die Kästen manuell gestapelt, 5 Kästen im Stapel.
Fuhrpark:
275 Pferde in 6 Ställen und 1 Krankenstall für 8 Pferde; für die Einsatzfähigkeit sorgten eigene Schmiede und Stellmacher, 5 Lkw, 30 Eisenbahnwaggons (mit Eis kühlbar, mit Koks heizbar) zur Belieferung der mehr als 60 Niederlagen.
QUELLE[Brauerei-Forum März 2014, S. 9]