Gewerkschaft Morgenstern

Allgemeines

FirmennameGewerkschaft Morgenstern
OrtssitzReinsdorf (b. Zwickau)
Postleitzahl08141
Art des UnternehmensSteinkohlenbergwerk
AnmerkungenOrtssitz 1910/25 mit Pöhlau angegeben. Mit den Schächten Morgenstern I, Morgenstern II (= Martin-Hoop-Schacht II; ab 1928 bis 1962 Wetterschacht) und Morgenstern III, Morgenstern V (Wetterschacht, ab 1938). 1920 Fusion mit dem "Zwickauer Brückenberg-Steinkohlenbau-Verein" (s.d.), die Anlage bleibt autonome Betriebsabteilung. 1930 Anschluß von "Florentin Kästner & Co." (s.d.), Reinsdorf. Siehe auch als Pappen- und Holzstoffabrik.
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 3531] [Jahrbuch Berg- und Hüttenwesen Sachsen (1910) 144 + (1925) B106+108] http://forum.untertage.com (sehr ausführlich)




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1805 Es gibt auf Reinsdorfer Flur mindestens sieben Schächte mit Teufen von 8 bis 24 m, die mit unterschiedlichem Erfolg aufgefahren wurden.
ab 1820 Die "Kohlenbauern" in Reinsdorf werden immer erfolgreicher und sind ernsthafte Konkurrenten für die Besitzer der Kohlenschächte auf Oberhohndorfer und Zwickauer Flur.
21.11.1823 Aufhebung der Kohlenordnung für die "Kohlenbauern" in Reinsdorf, nachdem diese dagegen opponierten.
04.02.1867 Gründung des Steinkohlenwerks Morgenstern durch die Familien Wiede und Sarfert. Das 107,49 Hektar große Grubenfeld erstreckte ist 500 m breit und 2,6 km lang und erstreckt sich von Süd nach Nord quer über die ganze Reinsdorfer Flur von der Vielauer bis zur Pöhlauer Flurgrenze. Der Markscheider Gotthelf Anton Wiede und seine Schwiegermutter Johanne Dorothee verw. Sarfert schließen mit 16 Reinsdorfer Bauern am 4. Februar 1867 einen Überlassungsvertrag gegen einmalige Zahlung eines Scheffelgeldes von 100 Thalern pro Scheffel (0,2767 ha) und gegen Zusicherung des Kohlenzehnten.

Die Gründer beginnen im selben Jahr, den Schacht Nummer 1 abzuteufen.
02.05.1867 Der Morgensternschacht I wird auf der südlichen Flur 600 m südlich der Dorfstraße geteuft.
15.12.1868 Als erstes abbauwürdiges Flöz wird bei 279,7 m Teufe das Lehekohlenflöz mit einer Kohlenmächtigkeit von 1,87 m angefahren.
15.10.1869 Über das Anschlußgleis des Werkes an die Oberhohndorf-Reinsdorfer Kohleneisenbahn rollt der erste Kohlenzug.
14.05.1872 Der Morgensternschacht II wird abgeteuft
05.02.1875 Der Morgensternschacht II erreicht bei 462,6 m das Rußkohlenflöz.
19.03.1875 Der Abteufbetrieb des Morgensternschachts II wird bei 491,6 m beendet.
ab 19.03.1875 Beginn des Kohleabbaus im Morgensternschachts II
1880 Der Morgensternschacht II wird auf eine Endteufe von 612,8 m niedergebracht. Die durchteufte Flözmächtigkeit beträgt 16 m.
1880 Auf Morgensternschacht I sind 10 Koksöfen und auf Schacht II sind 19 Koksöfen in Betrieb
1887 Die unrentablen Koksöfen auf den Morgensternschächten I und II werden stillgelegt und abgebrochen.
1887 Es wird ein 100 m langes Überhauen vom Südfeld bis zum Abteufen des Morgensternschachtes III (alt) aufgefahren, um ab 1889 alle Abwetter aus dem Südfeld nach Schacht III (alt) zu leiten.
22.04.1889 Das bisherige Familienunternehmen "Sarfert & Wiede" wird in eine Gewerkschaft unter der Bezeichnung "Gewerkschaft Morgenstern" umgewandelt.
03.09.1890 Auf Pöhlauer Flur beginnt das Abteufen des Morgensternschachtes III
01.10.1890 Auf der im selben Jahr gebauten 920 m langen hölzernen Bockbahnbrücke von Schacht II nach Schacht I wird seitdem die bei Schacht II geförderte Kohle durch Kettenförderung der Kohlenaufbereitung des Schachtes I zur zentralen Verwaschung zugeführt.
20.03.1891 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1895 Bei Morgensternschacht I wird eine Brikettfabrik mit einer englischen Brikettpresse für eine Stundenleistung von 5 Tonnen errichtet.
1899 Übernahme der Abbaurechte der "Steinkohlenbauverein Reinsdorf", die ihe Teufarbeiten am Drei-Fritzen-Schacht (Reinsdorfer Schacht I) 1875 eingestellt hatte. Das Grubenfeld wird von Pöhlau aus angefahren.
1903 Inbetriebnahme des Förderturms auf Schachtanlage "Morgenstern II"
14.08.1903 Der Hauptquerschlag von Morgensternschacht II aus auf der 610-m-Sohle 1850 m nach Nordost mit dem noch im Abteufen begriffenen Schacht III ist durchschlägig. Seitdem ziehen die Wetter im Schacht III ein und im Schacht II aus.
15.08.1904 Aus dem Schichtenkohlenföz im nördlichen Teil des Grubenfeldes des "Steinkohlenbauvereins Reinsdorf" werden die ersten Kohlen gefördert.
18.12.1904 Die Teufarbeiten am Morgensternschacht III werden beendet. Er ist zu dieser Zeit mit 1082 Metern der tiefste Schacht Deutschlands.
1906 Vertragsabschluß zur Mitnutzung der Brückenbergschachtbahn durch die Gewerkschaft Morgenstern
1909 Bau der Zweigbahn von der Brückenbergschachtbahn zum Morgensternschacht III durch das Dresdner Bauunternehmen "Seim & Riedel"
10.04.1909 Die Kohlenförderung aus dem Morgensternschacht I wird wegen Erschöpfung des Abbaufeldes eingestellt. Es wurde eine Gesamtmenge von 1.761.696 Tonnen Kohle gefördert.
Ende 1909 Die Kohle vom Morgensternschacht II wurde noch bis Ende des Jahres in der Aufbereitung und der Brikettfabrik von Schacht I verarbeitet, dann der Gesamtbetrieb eingestellt und der Schacht anschließend verfüllt.
19.02.1920 Die Aktionäre der Gewerkschaft Morgenstern und der Brückenbergschächte beschließen die Zusammenlegung der Schächte rückwirkend ab dem 1. Januar unter dem gemeinsamen Namen "Gewerkschaft Morgenstern", wobei beide Werke als autonome Betriebsabteilungen weitergeführt werden
1924 Beim Morgensternschacht II wird die alte Dampffördermaschine durch eine mit Drehstrommotor von 150 kW Dauerleistung betriebene Bobinen-Fördermaschine ersetzt und bei Brückenbergschacht III die zweite Fördermaschine, die als Holzhängemaschine dient, mit elektrischem Antrieb versehen.
1924 Das Abteufen des Morgensternschachtes IV schreitet um 233,5 m, die Schachtmauerung um 195,16 m vor. Am Jahresschluß 1924 hat der Schacht eine Teufe von 850 m erreicht, 804 m davon stehen in Mauerung.
Ende 1927 Der Kohlenabbau aus dem Grubenfeld des Morgensternschachtes II (dem alten Reinsdorfer Stammfeld) wird beendet. Von 1875 bis 1927 wurde eine Gesamtmenge von 3.036.188 Tonnen Steinkohle gefördert.
28.06.1930 Das "Steinkohlenwerk Florentin Kästner & Co." in Reinsdorf wird käuflich erworben. Dessen Schächte werden der Gewerkschaft als Betriebsabteilung Florentin Kästner angegliedert.
14.12.1935 Zur Verbesserung der Bewetterung des östlichen Grubenfeldes des Morgensternschachtes III wird mit dem Abteufen des Morgensternschachtes V auf dem Flurstück 635 von Reinsdorf begonnen.
1938 Das Abteufen des Morgensternschachtes V wird bei 861,4 m beendet. Dabei wurden das Lehekohlenflöz, das Zachkohlenflöz, die Schichtenkohlenflöze I und II, die Rußkohlenflöze I, II und III sowie das Tiefe Planitzer Flöz - untere Abteilung durchteuft.
1980 Vollständige Verfüllung des Morgensternschachtes V (Wetter-, Material- und Mannschaftsschacht)
03.07.1997 Auf der Gründungsversammlung des Heimatvereins wird die Einrichtung eines Heimat- und Bergbaumuseums in der 1962 stillgelegten Schachtanlage "Morgenstern II" beschlossen. Bei den Abbrucharbeiten wird der übertägige Wetterkanal freigelegt und in die Museumskonzeption eingebunden.
14.05.1998 Grundsteinlegung für das Heimat- und Bergbaumuseum Reinsdorf
08.05.1999 Nach dem Einbau von Zwischendecken und dem Anbau eines Umlaufs im Traufenbereich kamm zum "Tag der offenen Tür" der Rohbau des Bergbaumuseums präsentiert werden. Die Sanierung konzentriert sich auf den 1903 in Betrieb genommenen Förderturm.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Steinkohle 1875 Beginn auf Morgenstern II 1900 [Reichs-Adreßbuch (1900)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1891/1893 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfpumpe 1909 Klein, Schanzlin & Becker A.-G.
Dampfpumpe 1909 Klein, Schanzlin & Becker A.-G.
Dampfkompressor um 1909 Zwickauer Maschinenfabrik AG
Dampffördermaschine 1909 Königin-Marienhütte Actien-Gesellschaft
Dampffördermaschine 1909 Königin-Marienhütte Actien-Gesellschaft
Dampfmaschine 1909 unbekannt
Dampfmaschine 1909 unbekannt
Dampfmaschine 1909 unbekannt
Dampfmaschine um 1871 unbekannt
Dampfkompressor 1879 unbekannt
Dampfmaschine um 1894 unbekannt
Dampfmaschine um 1895 unbekannt
Dampfmaschine Umbau 1898 unbekannt
Dampfmaschine 1900 Zwickauer Maschinenfabrik AG




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1898 umgesetzt Dampfkessel 1 Schacht II Ewald Berninghaus, Schiffswerften, Maschinenfabrik und Eisengießerei Druck 10 bar Feuerrohrkessel mit 2 Siedern  
1899 Dampfkessel 1 Schacht II unbekannt Heizfläche 136 qm p= 10 atm  
1909 aufgestellt Dampfkessel 9   Dampfkesselfabrik Carl Sulzberger & Co. Heizfläche je 150 qm Batteriekessel mit je sechs Trommeln, p= 11 bar, Ãœberhitzer mit Hü= 42 qm. Fünf Kessel mit Kohlenstaubfeuerung  
ab 1900 Fördermaschine 1 Morgensternschacht III Zwickauer Maschinenfabrik AG Leistung 100 PS Mit zylindrischen Seilkörben, wird mittels Riemen und Zahnradvorgelege durch einen Schuckert'schen Gleichstrom-Elektromotor mit getrennter Serienwicklung angetrieben, welcher 425 bis 576 U/min macht  
ab 1900 Senkpumpe 1 Morgensternschacht III E. Paschke & Co. Fördermenge 600 l/min elektrisch betriebene Differentialpumpe, n= 100 U/min  
neu 1896 Dampfkessel 1 Schacht II unbekannt Heizfläche 136 qm Batteriekessel für 10 at Dampfspannung, welcher aus 12 zylindrischen Kesseln von 700 mm Durchmesser und
7 m Länge zusammengesetzt ist.
 
neu 1897 Dampfkessel 1 Schacht I unbekannt Heizfläche 100 qm engröhriger Feuerrohrkessel, p= 5 bar  
neu um 1888 Dampfkessel 1 Schacht II unbekannt       Besteht aus 3 nebeneinandergelagerten Systemen von je 5 übereinander angeordneten 60 cm Durchmesser besitzenden Einzelkesseln; die Blechstärke der letzteren beträgt nur 8 mm  
neu um 1901 Fördermaschine 1 Morgensternschacht II, unter Tage Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung 100 PS Mit zylindrischen Seilkörben, mittels Riemens und Zahnradvorgeleges durch einen Schuckert'schen Gleichstrom-Elektromotor mit getrennter Serienwicklung angetrieben.  




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1920 Anschluß (Namensverlust) zuvor Zwickauer Brückenberg-Steinkohlenbau-Verein A.-G. Beide bleiben autonome Abteilungen
1930 Anschluß (Namensverlust) zuvor Steinkohlenwerk Florentin Kästner & Co. dann Betriebsabteilung
1899 Anschluß (Namensverlust) zuvor Steinkohlenbauverein Reinsdorf Übernahme Abbaurechte




Allgemeines

ZEIT1925
THEMAAufschlüsse
TEXTEtwa 200 m westlich von Morgensternschacht III wurde die Abwaschung des Rußkohlenflözes I und II durch das graue Konglomerat festgestellt. Die Abwaschungsgrenze verläuft in westlicher Richtung.
QUELLE[Jahrbuch Berg- und Hüttenwesen Sachsen (1925) B107]