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Maschinenfabrik zu Hundisburg
Firmenname | Maschinenfabrik zu Hundisburg |
Ortssitz | Hundisburg (Sachs.-Anh.) |
Postleitzahl | 39343 |
Art des Unternehmens | Maschinenfabrik |
Anmerkungen | Auch "englische Maschinen-Fabrik zu Hundisburg" oder "Nathusius Maschinen-Fabrik" genannt. Sie war im Schloß Hundisburg (vormals im Besitz des Geschlechts von Alvensleben) sowie mit Teilen im Dorf Hundisburg. Dazu ein Kupferhammer und eine Eisengießerei. Ziel von Nathusius war, bislang importierte Maschinen (insbesondere Zerkleinerungseinrichtungen für seine Rübenzuckerfabrik in Althaldensleben) und Geräte vor Ort zu produzieren, um auf solche aus England verzichten zu können. Seit 1824 war dort die Maschinenfabrik des Dänen Ole Johansen Winstrup (s.d.). |
Quellenangaben | Wikipedia (ausführliche Darstellung, mit zahlreichen Literaturangaben) |
Zeit |
Ereignis |
1810 |
Johann Gottlob Nathusius kauft das säkularisierte Klostergut Althaldensleben. |
1811 |
Nathusius übernimmt auch das Schloß Hundisburg mit seinem Gutsbetrieb. |
1814 |
Bau eines Kupferhammers (mit Schwanzhämmern) und einer Eisengießerei am Dorfrand von Hundisburg anstelle der bislang hier vorhandenen "Niedermühle" an der Beber, die zur Wasserkraftgewinnung genutzt wird. |
1815 |
Nathusius lernt bei einem Besuch in Berlin den jungen Mechaniker Ernst Neubauer kennen. Er kommt aus Königsburg und hatte ein paar Jahre in Maschinenfabriken in London und Birmingham als Mechaniker gearbeitet. Nathusius ist von dem Fachwissen und der Selbstsicherheit des jungen Mannes beeindruckt und bietet ihm ein, eine Maschinenfabrik nach englischem Vorbild in Hundisburg zu errichten. Neubauer stimmt zu, und es wird ein Sozietätskontrakt zwischen den Beiden geschlossen. Nach Nathusius' Planung soll die Fabrik Investitionskosten von 12.000 Talern verursachen, die er finanzieren würde. |
Frühjahr 1816 |
Offensichtlich überzeugt E. Neubauer Nathusius bei der ihm gestellten Aufgabe, die vorhandenen Zerkleinerungseinrichtungen für die Rübenzuckerproduktion in Althaldensleben zu verbessern. Im Frühjahr wird Neubauer nach England geschickt um dort im Namen von Nathusius benötigte Produktionsmittel zu kaufen: Drehbänke, Cirkuliersägen und eine siebenzöllige Dampfmaschine. Außerdem wirbt er zwölf englische Former und Schlosser an, die mit ihm und den Fabrikbestandteilen nach Hundisburg kommen. Während der Abwesenheit Neubauers wird er von einem Berliner Mechaniker vertreten. |
11.12.1818 |
Neubauer reist mit der Erklärung, er müsse ein Ersatzteil aus der Harzer Gießerei holen, mit dem Reisewagen Nathusius' und einigen 100 Talern ab und kommt nicht mehr zurück. Wahrscheinlich setzt er sich über Leipzig nach Norddeutschland ab, um dort eine Passage nach Amerika zu buchen- Man hört nie wieder von ihm. |
24.12.1818 |
Veröffentlichung des Steckbriefs zur Suche von Ernst Neubauer, der aus Hundisburg entwichen ist und wahrscheinlich über Leipzig nach Stettin geflohen ist. Die Belohnung beträgt 100 Friedrichsd'or. |
1819 |
Ende der Fabrik nach einem Mißerfolg bei der Dampfmaschinenherstellung |
1822 |
Inventarisierung der Ausrüstung der zu diesem Zeitpunkt bereits stillgelegten Maschinenfabrik zu Hundisburg durch das Preußische Handelsministerium (Hütteninspektor Johann Friedrich Krigar) |
1824 |
Der dänische Mechaniker und Landmaschinenbauer Ole Johansen Winstrup schlägt vor, die zwar stillgelegte aber noch bestehende Maschinenfabrik auf eigene Rechnung fortzuführen. Nathusius verkauft dem Dänen die Maschinenfabrik zu vorteilhaften Konditionen, und Winstrup richtet seine Firma in Hundisburg ein. |
1843 |
Demmontage des auch nach Stilllegung der Maschinenfabrik weiter betriebenen Kupferhammers. - An seiner Stelle werden in der Niedermühle zwei Mahlgänge und eine Schneidemühle eingerichtet |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
Brauereiapparate |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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Brennapparate |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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Dampfkochapparate |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
vmtl. insbes. für Zuckerfabriken |
Dampfmaschinen |
1817 |
Beginn ca. |
1819 |
erfolgloses Ende |
Der Dampfmaschinenbau unter Ernst Neubauer (erwies sich als Schwindler) war nicht erfolgreich |
Dreschmaschinen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
Eine große, auf Gut Althaldensleben eingesetzt und durch vier Pferde angetrieben, konnte an einem Tag 24 bis 30 Schock Frucht ausdreschen; Kosten: 540 Taler |
Drillmaschinen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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Fruchtreinigungsmaschinen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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geschmiedetes Kupfer |
1814 |
Beginn (Bau des Kupferhammers) |
1843 |
über 1819 hinaus in Betrieb |
wurde 1843 demontiert. Herstellung von Kupferwaren, für Eigenbedarf und für Verkauf |
Gebläse |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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Gußeisen |
1814 |
Beginn (Bau der Gießerei) |
1819 |
Ende (vor 1822) |
Die Kupolöfen sind um 1822 noch brauchbar, stehen aber still. |
hydraulische Pressen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
konstruiert für Zuckerfabriken, aber auch andere Anwendungsmöglichkeiten; von 2 Menschen bewegt, Druck: 300.000 Pfund, 8- bis 15fache Leistung einer Schraubenpresse |
Häckselmaschinen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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Heuwendemaschinen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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Kartoffelquetschen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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landwirtschaftliche Maschinen |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
eine wichtige Produktgruppe |
Maschinen und Geräte für die Zuckerproduktion |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
Insbesondere für die Nathusius'sche Zuckerfabrik Althaldensleben |
Pflüge |
1814 |
Beginn um 1814 |
1819 |
Ende ca. |
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ZEIT | 1822 |
THEMA | Inventarliste (drei Jahre nach Schließung) |
TEXT | 1. eine 7"-Dampfmaschine mit Parallelogramm, eisernem Balanzier und Schwungrad zum Antrieb der Drehbänke, ist in England gefertigt und in guten Verhältnissen ausgeführt, steht seit 3 Jahren still, ist verrostet 2. eine selbstgebaute Dampfmaschine von 7 PS ...., zu der die Gußwaren die Rübeländer Hütte geliefert hatte. Die Maschine funktionierte nicht recht und wurde als Schrott eingelagert .... 3. überdimensionierte Gußteile für Dampfmaschinen 4. teilweise fertige, gut gebaute hydraulische Pressen 5. mehrere abgedrehte Walzen 6. nach schottischem Muster konstruierte Dreschmaschine 7. eiserne Wellen 8. fehlerhafte Maschinenteile zur Bleirohrherstellung, nur Schrottwert 9. ein fehlerhaft konstruiertes Baader?sches Zylindergebläse zum Betrieb der Cupol-Öfen mit Holzbottich von 4 ft Durchmesser, in den ein eisernem Zylinder von 2 1/2 ft. Durchmesser mit Windklappen eintaucht, Brennholz und Schrott 10. Ackergerätschaften 11. vier ganz neue englische Ciculier-Sägen bis zu 18" Durchmesser 12. eine komplette ? Bewegung für eine große Dampfmaschine? 13) in der Eisengießerei stehen zwei Cupolöfen, noch brauchbar 14) 3.000 Scheffel Koks von schlechter Qualität und ca 150 Ztn. Schrott in Form mißratener Ofenplatten aus dem Harz. Die Cupolöfen wurden durch in England angeworbene Former betrieben ... 15) Kupferhammer ständig in Betrieb |
QUELLE | Preußisches Handelsministerium (Hütteninspektor Krigar) [GSTA Berlin Dahlem, Rep. 121, Abt. D, Tit. III, Sect. 3, Nr. 1, Vol. 2,] = Wikipedia |
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ZEIT | 1819 |
THEMA | Reisebeschreibung von Friedrich Benedict Weber |
TEXT | ... verfertigt man auf Bestellung, nach den besten englischen Mustern, die größten und wichtigsten Maschinen und Werkzeuge, deren man in der Landwirthschaft und im Fabrikwesen bedarf: besonders auch Feuer- und Dampfmaschinen, von beliebiger Größe und Würkung; ferner Dreschmaschinen, Getreidereinigungsmaschinen, Heuwendemaschinen, englische Pflüge und dergleichen mehr ... - Die Preise der Maschinen, wenn sie nicht schon mehrmals hier bestellt und gemacht worden sind, oder die Modelle, die man von denselben verlangt, können nicht im Voraus bestimmt werden. Man setzt sie nur erst dann, wenn die Sachen fertig sind, fest; indem man genau berechnet, a) den Werth der gebrauchten Materialien, ? nach dem, in der Gegend üblichen Preis; b) das dafür bezahlte Arbeitslohn; c) 10 pro C. des Preises jeder Sache als Beytrag zum Amortisationsfonds, der zur allmählichen Tilgung der ersten Anlagekosten der Fabrik bestimmt ist. |
QUELLE | Friedrich Benedict Weber: Bemerkungen über verschiedene Gegenstände der Landwirthschaft = Wikipedia |
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