Städtische Elektrizitätszentrale Odessa

Allgemeines

FirmennameStädtische Elektrizitätszentrale Odessa
OrtssitzOdessa (Schwarzes Meer)
Art des UnternehmensElektrizitätswerk
AnmerkungenAuch genannt: "Elektritschestwo".
Quellenangaben[Zeitschr. für Elektrochn. (1896) 413]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1887 Bau des Stadttheaters. Die Kommission macht die elektrische Beleuchtung des Theaters zur Bedingung. Deshalb baut die Stadtverwaltung noch im selben Jahre die erste Odessaer städtische Elektrizitäts-Zentrale zur Beleuchtung des Theaters und einiger Privat-Lokale.
1891 Bau der zweiten Odessaer städtischen Elektrizitäts-Zentrale. Diese Zentrale kostet 100.000 Rubel. - Sie erwirtschaftet während ihres Betriebes (1891 - 1893) nur ein großes Defizit; der Grund liegt darin, daß die Gesellschaft den Gleichstrombetrieb wählte, wobei sie auf eine Ausdehnung von l km Radius rechnete; in Wirklichkeit ist die Ausdehnung nicht einmal ein Zehntel der angenommenen. Es entstehen zwischen der Gesellschaft und der Stadt wegen des Defizits Reibereien.
11.1893 Ingenieur Morguliss nimmt beide Zentralen auf 15 Jahre in Pacht. Er zahlt der Stadt 25.000 Rubel jährlich. Die Beleuchtung des Stadttheaters übernimmt er für 20.000 Rubel (die mittlere Summe in den letzten sechs Jahren), die Stadt verpflichtet sich dafür, von Morguliss den Strom für etwa 1000 Lampen, mit einem Rabatt von 10% (Straßenlampen 12%) vom Preis, den Morguliss von den Abonnenten bekommt (u. zw. 4 Kopeken pro 100 Wattstunden), zu beziehen. Der hohe Preis der elektrischen Energie erklärt sich teilweise durch das teure Wasser: 3 Kopeken pro ein 40-Eimerfaß. - Nach 15 Jahren gelangt das ganze Unternehmen in den Besitz der Stadt, wobei alle neuaufgestellten Maschinen von ihr mit 5% jährlich amortisiert werden.
07.1894 Beide Zentralen müssen vergrößert werden. In der ersten städtischen Elektricitätzentrale werden drei neue Dynamos System Thomson-Houston, achtpolig, hochgespannter Wechselstrom (2080 Volt), 115 Perioden pro Secunde, eine jede zu 120 Kilowatt, aufgestellt.
Nov. 1894 / Ostern 1895 Die zweite städtische Elektrizitätszentrale arbeitet noch regelmäßig bis November. Doch Morguliss hält es für vorteilhafter, alle Abonnenten mit dem Strom der ersten Zentrale zu versorgen. Von Ostern 1895 ist die zweite Station außer Betrieb gesetzt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Elektrizität 1887 Beginn (Inbetriebnahme)      




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschinen 1887 Ganz & Comp. Waggon- und Maschinenfabrik
Dampfmaschinen 1891 Société des Etablissements Weyher & Richemond
Dampfmaschinen 1894 Franco Tosi




Allgemeines

ZEIT1896
THEMABeschreibung
TEXTDie Dynamos von 1887 speisten anfangs 1500 16kerzige Glühlampen und 11 Bogenlampen im Stadttheater, und etwa 600 Glühlampen bei Privaten. Da die Nachfrage ziemlich rasch anwuchs, mußte man das Unternehmen vergrößern. Die Stadtverwaltung entschloß sich deshalb, das Anerbieten der "Compagnie Continental Edison à Paris", eine zweite
Zentrale zu bauen, anzunehmen, und zwar unter der Bedingung, daß die Ausgaben und Einnahmen (die Gesellschaft versprach aber sehr hohe Einnahmen) zwischen der Gesellschaft und der Stadt zu teilen wären. Im Jahre 1891 wurde die zweite Odessaer städtische Elektricitäts-Centrale erbaut. Dort wurden von zwei Dampfmaschinen und zwei Dynamomaschinen der Compagnie Continental Edison, 100voltige Gleichstrom, eine jede zu 400 Kilowatt, angetrieben.
Diese Centrale kam auf 100.000 Rubel und lieferte während ihres Betriebes (1891 - 1893) nur ein grosses Defizit; der Grund lag darin, daß die Gesellschaft den Gleichstrom in Anwendung zu bringen für gut hielt, wobei sie auf eine Ausdehnung von l km Radius rechnete; in Wirklichkeit war die Ausdehnung nicht einmal ein Zehntel der angenommenen. Es entstanden zwischen der Gesellschaft und der Stadt wegen des Defizites Reibereien. Im November 1893 nahm Ingenieur Morguliss beide Centralen auf 15 Jahre in Pacht. Er zahlt der Stadt 25.000 Rubel jährlich. Die Beleuchtung
des Stadttheaters übernimmt er für 20.000 Rubel (die mittlere Summe in den letzten sechs Jahren), die Stadt verpflichtet sich dafür, von Morguliss den Strom für etwa 1000 Lampen, mit einem Rabatt von 10% (Straßenlampen 12%) vom Preise, den Morguliss von den Abonnenten bekommt (u. zw. 4 Kopeken pro 100 Wattstunden), zu beziehen. Der hohe Preis der elektrischen Energie erklärt sich teilweise durch das teure Wasser: 3 Kopeken pro ein 40-Eimerfaß. Nach 15 Jahren gelangt das ganze Unternehmen in den Besitz der Stadt, wobei alle neuaufgestellten Maschinen von ihr mit 5 % jährlich amortisiert werden. Im Juli 1894 mußten die Centralen vergrößert werden. In der ersten städtischen Elektrizitätszentrale wurden drei neue Dynamos System Thomson-Houston, achtpolig, hochgespannter Wechselstrom (2080 Volt), 115 Perioden pro Sekunde, eine jede zu 120 Kilowatt, aufgestellt. Die Ganz'schen Dynamos arbeiten eine jede für sich und haben keine Vorrichtung für den Parallelbetrieb; die Thomson-Houston'schen Maschinen können jedoch nach dem System der "General Electric Co." parallel geschaltet werden. Die erstgenannten Maschinen sind ausschließlich für die Beleuchtung des Stadttheaters reserviert, und zwar aus folgenden Gründen: die Induktionswirkung des Beleuchtungsnetzes auf das Telephonnetz war gerade in der Nähe des Theaters sehr stark - weil bei der Beleuchtung des Theaters das Leiter-System durch Parallelschaltung der Lampen und gegenläufiger Anschluß der beiden Zuleitungen an das Leitungsnetz (gleicher Sapnnungsabfall für alle Lampen) werdendet wurde, was eine starke Veränderung des magnetischen Feldes nach sich führte. Deshalb wurde die Beleuchtung des Theaters mit Ganz'schen Maschinen verlangt: die Periodenzahl derselben pro Secunde ist bloß 43, währenddessen die der Thomson'schen Maschinen 125 beträgt. Als die letzteren für die Theaterbeleuchtung verwendet wurden, konnte man nicht in der Umgebung am Telephon sprechen. Jetzt wird das Theater mit der einen Ganz'schen Maschine beleuchtet; die andere bleibt für denselben Zweck in
Reserve. Die Thomson'schen Maschinen werden für alle anderen Abonnenten in Anspruch genommen. Der größte Stromverbrauch ist: das russische Theater mit 630 Glüh- und 2 Bogenlampen, Circus Sanzenbacher mit 10 Bogen- und 300 Glühlampen, das städtische Volks-Auditorium mit 3 Bogen- und 200 Glühlampen, die Stadtverwaltung mit 300 Glühlampen und das städtische Irrenhaus mit 600 Glühlampen. Im Ganzen sind etwa 10.000 (meist 16kerzige) Glühlampen und 60 Bogenlampen installiert. Im Laufe dieses Jahres soll die Zentrale wieder erweitert werden. Der mittlere Stromverbrauch des vorigen Winters war bis 300 Kilowatt, jetzt wird er circa 340 Kilowatt sein. Der Strom wird mittelst einer auf Porzellan-Isolatoren befestigter Luftleitung zugeführt, wobei die Hauptleitung ein 8 mm blanker Kupferdraht und die Abzweigungen 5 und 6 mm Draht sind. Wo die Leitungen Telephon- und Telegraphenleitungen kreuzen, sind Drahtschutznetze angebracht. Um den Einfluß auf die Telephonleitung zu vermeiden, kreuzt man an diesen Stellen die elektrische Leitung. Die Länge der Luftleitung beträgt 20 Werst (im nächsten Jahre 30 Werst) wovon 14,5 Werst auf Zweileiter und 5,5 Werst auf Vierleiter entfallen. Das System der Energieverteilung ist - das Parallelschalten der Transformatoren bei den Hauptleitungen. Die Transformatoren waren früher ausschließlich System Ganz, jetzt werden Thomson-Houston'sche aufgestellt. Die Ganz'schen Transformatoren transformieren den Strom in einen
60voltigen, die Thomson'schen auf 104 und auch auf 52 Volt. Zum Messen werden Thomson-Houstonzähler verwendet. Dieselben werden von der Union Elektricitäts-Gesellschaft oder von der "Compagnie francaise des procedes des brevets Thomson" bezogen. Sie bleiben jedoch oft stehen und müssen daher jeden Monat und jetzt sogar jede 15 Tage untersucht werden. Die Mehrzahl der elektrischen Installationen wurde von der Firma "Olschewicz & Kern", den Vertretern von "Kremenezky, Mayer & Co." in Wien, besorgt; doch läßt die Ausbreitung der Elektricität noch vieles zu wünschen übrig, wenn man besonders die große Bedeutung Odessas als Handelsstadt in Betracht zieht. Außer den beiden städtischen Zentralen, von welchen die erste eine der größten Wechselstromzentralen in Russland ist, sind noch zwei
ziemlich grosse Elektrizitätswerke, und zwar die elektrische Hafen-Zentrale des Verkehrsministeriums und die elektrische Zentrale der Süd-West-Eisenbahnen. Die erste Zentrale wurde von der "Thomson-Houston International Electric Co." erbaut und seit 5 Jahren in eigener Regie betrieben. Das Verkehrs-Ministerium zahlt der Gesellschaft 7 Kopeken pro Lampen-Stunde (meist Bogenlampen, circa 70 Stück) und 480 Rubel monatlich. In diesem Jahre läuft der Vertrag mit der Compagnie ab. Die Zentrale der Süd-West-Eisenbahnen ist eine Gleichstromzentrale; der Strom 210 Volt. Aufgestellt darin ist eine 75-PS-Dampfmaschine, mit der Dynamomaschine direkt gekuppelt. Der Strom wird meist für den Kranbetrieb gebraucht. Außerdem besitzt die Eisenbahn in Odessa eine andere Zentrale zur Beleuchtung ihrer Werkstätten, etwa 500 Glüh- und 10 Bogenlampen.
QUELLE[Zeitschr. für Elektrochn. (1896) 412]