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Ravensberger Spinnerei
Firmenname | Ravensberger Spinnerei |
Ortssitz | Bielefeld |
Straße | Heeper Str. 35 |
Postleitzahl | 33607 |
Art des Unternehmens | Spinnerei |
Anmerkungen | Gründungsjahre 1854/56. In einem 1855 errichteten "Tudor-Schloß" Friedrich Kaselowskys. Einst die größte Flachsspinnerei des Kontinents mit Flachs- und Werggarnspinnereien in Bielefeld und Wolfenbüttel (s.d.; 1995 niedergebrannt) und Bleichanlage in Ummeln. 1973 Ende durch Liquidationsvergleich. Seit 1986 Sitz der Bielefelder Volkshochschule. Ab 1994 als "Ravensberger Bau-Beteiligungen AG", München. |
Quellenangaben | [Ukena/Röver: Ravensberger Spinnerei (1989)] [100 Jahre Th. Calow & Co. (1963)] [Gebr. Sulzer: Verz. ... Dampfmaschinen (um 1900)] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 2609] |
Zeit |
Ereignis |
1837/1838 |
Hermann Delius, der eigentliche Gründer der Ravensberger Spinnerei, ist zur Ausbildung in London bei "Longdell & Comp." und in Irland. - Nach seiner Rückkehr nach Bielefeld kämpft er für eine "vollständige Umstellung" des Leinengewerbes. |
1854-1856 |
Die Ravensberger Spinnerei kauft eine 12-PS-Dampfmaschine von Schwartzkopff zum Betrieb ihrer Werkstatt, der Pumpen und der Schwingmaschinen. Monteur und Werkmeister Th. Calow wird nach Bielefeld geschickt, um die Maschinen fachgerecht aufzustellen. |
11.1854 |
Auf Initiative von Hermann Delius, einem Teilhaber der führenden Bielefelder Leinenhandlung E. A. Delius & Söhne, beschließen mehrere jüngere einheimische Leinenhändler die Gründung der "Ravensberger Spinnerei" |
06.11.1854 |
Aufruf zur Aktienzeichnung |
1855 |
Bau der Fabrikanlagen |
19.02.1855 |
Genehmigung durch den preußischen König. Gründung mit einem Grundkapital von M 3.000.000,00, um bei der Errichtung der Filiale Wolfenbüttel das Kapital auf Mark 4.200.000,00 zu erhöhen. |
1856 |
Aufnahme der Produktion. Die Firma bietet bald mehr als 1.000 Personen Arbeit |
11.03.1859 |
Th. Calow wird mit Frau Emilie, geb. Landwehr, und der einjährigen Tochter Bernhardine als neuer Bürger von Bielefeld registriert. Er arbeitet als Maschinenmeister in der Ravensberger Spinnerei |
1860 |
Anzahl der Spindeln: 14.200 und 925 Beschäftigte |
1861 |
Die Spinnerei kauft die "Neue Bleiche", die im Osten an das Spinnereigelände angrenzt, um Platz für eine neue Bleiche zu schaffen. |
1862-1863 |
Gründung einer Leinenweberei (1862/63) |
1863 |
Gründung einer Arbeiter-Invalidenkasse |
1865 |
Gründung der Spinnereifiliale in Wolfenbüttel |
1865 |
Anzahl der Spindeln: 23.000 und 1.470 Beschäftigte |
1870 |
Anzahl der Spindeln: 19.024 und 1.628 Beschäftigte |
1880 |
Anzahl der Spindeln: 27.020 und 1.650 Beschäftigte |
1884 |
Kauf einer Bleiche in Ummeln durch die Ravensberger Spinnerei |
1890 |
Anzahl der Spindeln: 30.040 und 1.650 Beschäftigte |
1900 |
Anzahl der Spindeln: 21.923 und 1.380 Beschäftigte |
1906 |
Der im Laufe der Jahre mehr und mehr erweiterte Betrieb der Ummelner Bleiche wird dort ganz konzentriert und der Betrieb der Bielefelder Bleiche eingestellt. |
1910 |
Anzahl der Spindeln: 22.000 und 1.380 Beschäftigte |
29.01.1923 |
Erhöhung des Kapitals zwecks Abgeltung der restlichen Gründeransprüche um M 1.800.000,00 auf Mark 6.000.000,00 |
18.12.1924 |
Durch Beschluß der außerordentlichen Hauptversammlung am 18. Dezember 1924 wird das Kapital im Verhältnis von 3 : 1 auf Reichsmark 2.000.000,00 umgestellt. |
01.12.1925 bis 31.07.1926 |
Ende des Jahres 1925 wird der Betrieb mit Ausnahme der Garnbleiche stillgelegt, weil infolge der schlechten Lage der Textilindustrie ein gewinnbringender Absatz der Erzeugnisse nicht möglich ist. Stillegung des Betriebs von Dezember 1925 bis Juli 1926 |
10.06.1926 bis 20.07.1926 |
Mitte des Jahres wird die Tätigkeit wieder aufgenommen. |
1932 |
Spindelzahl: 20.000 (von 80.000 in der gesamten deutschen Flachsspinnerei) |
1934 |
Nach dem Verlusten während der Weltwirtschaftskrise werden wieder 465.000 Mark Gewinn erzielt. |
1934 |
Übernahme von Anteilen von verschiedenen Unternehmungen der Flachsindustrie, und zwar der "Flachsspinnerei Erwerbs- und Betriebs-Gesellschaft Luthröthe G. m. b. H." und der "Flachsspinnerei Tannhausen G. m. b. H.", die zum Zwecke der Wiedeiinbetriebnahme von zwei stilliegenden Flachsspinnereien gegründet werden; ferner von der "Westfälisch-Lippischen Flachsbauförderungs G.m.b.H., Bielefeld". |
1935 |
Die Beteiligung an der "Flachsspinnerei Erwerbs- und Betriebs-G. m. b. H." wird erhöht und eine neue Beteiligung an der "Flachsröste Lohhof" übernommen. |
1936 |
Beteiligung der Gesellschaft an der Flachseinkaufs-Gesellschaft m. b. H. mit RM 375,00 |
1936 |
Die Beteiligung an der Flachsröste G. m. b. H., Lohhof, wird um RM 5.000,00 erhöht. |
1937-1940 |
In den Jahren 1937-1940 weitere Erneuerung der Anlagen |
1939 |
Beteiligung an der 1939 gegründeten Flachsröste Trachenberg G. m. b. H., Trachenberg [vmtl. 1939]. Die Beteiligung an der Flachsgarnspinnerei Tannhausen G. m. b. H. findet durch Liquidierung [wann?] dieser Gesellschaft ihre Erledigung. |
1940 |
Beteiligung an der Flachswerke Wartheland A.-G., Wildschütz. |
1940 |
Erhöhung der Beteiligungen an der Flachsröste Trachenberg G. m. b. H. und der Flachsverwertungs-G. m. b. H., Berlin, um insgesamt RM 92.500,00. |
1966 |
Die Spinnerei macht ein Defizit von 1,5 Mio DM |
1967 |
Das Defizit beträgt 2 Mio DM |
10.1967 |
Kooperation mit der Leinenfirma Carl Weber & Co. (CeWeCo) in Oerlinghausen mit einer Flachsspinnerei in Hattorf ab Oktober |
1968 |
Verkauf des 61.000 qm großen Bielefelder Fabrikgrundstücks der Ravensberger Spinnerei für ca. Millionen DM an die Stadt und Bau einer neuen Betriebsstätte in Ummeln |
1970 |
Übernahme der Hattorfer Spinnerei von Carl Weber & Co. und Verlagerung der Produktion vom Wolfenbüttel (10.000 Spindel) nach Hattorf. Schließung des Wolfenbütteler Werks |
27.05.1970 |
Gründung der "Bielefelder Textilwerke GmbH"; die Ravensberger Spinnerei übernimmt 10 Prozent des auf 7 Millionen Mark aufgestockten Kapitals |
1971 |
Einstellung der Produktion in den alten Gebäuden in Bielefeld (mit 300 Arbeitskräften) |
1976 |
Entscheidung für die Sanierung der Ravensberger Spinnerei |
ab 1977 |
Unter entschiedener Mitwirkung der Denkmalpflege gelingt es, die neue Nutzung des Hauptgebäudes zum Bürgerzentrum mit der Erhaltung vieler charakteristischer Merkmale des Außenbaues sowie des gusseisernen Innenausbaues zu vereinbaren. |
1988 |
Das Unternehmen geht nach 130jährigem Bestehen in Konkurs |
1994 |
Reaktivierung als "Ravensberger Bau-Beteiligungen AG" in Gründwald (seit 1998 in München, seit 1999 in Berlin) |
30.01.2007 |
Eröffnung der Ausstellung "Anspinnen. 150 Jahre Ravensberger Spinnerei" im Historischen Museum Bielefeld, die bis bis Ende 2007 läuft |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
Flachsgarn |
1856 |
Beginn |
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Garne |
1856 |
Beginn |
1974 |
Ende (auch Schildesche u. Spenge) |
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Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfmaschine |
1842 |
Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen |
Dampfmaschine |
1854/56 |
Eisengießerei und Maschinenfabrik von L. Schwartzkopff |
Dampfmaschine |
vor 1900? |
Gebr. Sulzer AG |
ZEIT | 1943 |
THEMA | Organe und Kapital der Gesellschaft |
TEXT | Vorstand: Felix Meyer, Bielefeld; Walther Delius, Bielefeld. Aufsichtsrat: Fabrikant Georg Kisker, Bielefeld, Vorsitzer; Bankdirektor Albert Osthoff, Bielefeld, stellv. Vorsitzer; Fabrikant Karl Kisker, Bielefeld; Fabiikant - Gerhard von Möller, Kupferhammer bei Brackwede; Fabrikant Paul Mülder, Emsdetten; Fabrikant Georg Müller, Oerlinghausen; Fabrikant Gustav Windel, Windelsbleiche. Abschlußprüfer für das Geschäftsjahr 1943: Treuverkehr Westfalen, Filiale der Treuverkehr Deutsche Treuhand- Aktiengesellschaft. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Hauptversammlung (Stimmrecht): Je nom. RM 200,00 Stammaktien l Stimme, je nom. RM 400,00 Stammaktien 2 Stimmen. Reingewinn-Verwendung: Der Reingewinn, welcher sich nach Vornahme von Abschreibungen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen einschließlich der Einstellung in die gesetzliche Rücklage und nach Abzug eines etwaigen Gewinnvortages ergibt, wird wie folgt verteilt: 1. Der Vorstand erhält die ihm vertraglich etwa zustehenden Gewinnanteile und Sondervergütungen. Bei der Berechnung bleibt der etwa durch Auflösung von Rücklagen entstandene Teil des Gewinnes außer Betracht. Der Aufsichtsrat kann, wenn es die Billigkeit verlangt, für das einzelne Geschäftsjahr zulassen, daß der Teil des Gewinnes, der zur Bildung freier Rücklagen verwendet werden soll, nicht abgesetzt wird. Der Aufsichtsrat kann diese Befugnis dem Vorsitzer und dem stellvertretenden Vorsitzer gemeinsam übertragen. 2. Bis zu 4 vom Hundert des eingezahlten Aktienkapitals werden an die Aktionäre ausgeschüttet. 3. Aus dem nach Abzug der Beträge zu 1. und 2. verbleibenden Überschuß sind dem Aufsichtsrate 7,5 vom Hundert Gewinnanteil zu zahlen; bei der Berechnung bleibt der etwa durch Auflösung von Rücklagen entstandene Teil des Gewinnes außer Betracht. 4. Der Rest des Reingewinnes wird an die Aktionäre verteilt, soweit nicht die Hauptversammlung eine andere Verwendung beschließt. Grundkapital: nom. RM 2.000.000.- Stammaktien in 7000 Stücken zu je RM 200,00 (Nr. 1-7000), 1500 Stücken zu je RM 400,00 (Nr. 7001-8500). |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 2609] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Zweck und Gegenstand des Unternehmens |
TEXT | Gegenstand des Unternehmens: Betrieb von Geschäften und Unternehmungen aller Art, die mit der Veredelung oder den verschiedenen Verarbeitungsstufen von Flachs, Hanf, Jute und anderen Rohstoffen der Bekleidungsindustrie zusammenhängen. Die Gesellschaft ist berechtigt, derartige Unternehmungen selbst zu errichten und zu betreiben, andere gleichartige oder ähnliche Betriebe zu erwerben oder sich an ihnen zu beteiligen, Grundstücke zur Erweiterung ihrer Unternehmungen zu erwerben und überhaupt alle Geschäfte zu machen und Einrichtungen zu betreiben, die zur besseren Erreichung des Geschäftszweckes erforderlich oder wünschenswert sind. Erzeugnisse: Flachsgarne, besonders Nm 10-36, und Werggarne Nm 2.5-24. Betrieb einer Flachs- und Heedegarnspinnerei in Bielefeld und Wolfenbüttel und einer Bleicherei in Ummeln. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 2609] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Besitzverhältnisse |
TEXT | Besitz- und Betriebsbeschreibung: 1. Flachs- und Werggarnspinnerei Bielefeld. Betriebsanlagen: Spinnerei mit 22.300 Spindeln. Kraftanlagen: Dampfturbine. Häuser: 50 Arbeiter- und Beamtenhäuser mit 136 Wohnungen. 2. Flachs- und Werggarnspinnerei Wolfenbüttel. Betriebsanlagen: Spinnerei mit 10400 Spindeln. Kraftanlagen: Dampfmaschinen. Häuser: 11 Arbeiter- und Beamtenhäuser mit 46 Wohnungen. 3. Bleichanlage Ummeln. Betriebsanlagen: Leinengarnbleiche. Häuser: 14 Arbeiter- und Beamtenhäuser mit 23 Wohnungen. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 2609] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Beteiligung an folgenden Unternehmens |
TEXT | Beteiligungen: 1. Leinengarn-Vertriebsgesellschaft m. b. H., Berlin, Beteiligung: ca. 20 % (Buchwert am 31. Dezember 1942: RM 43.984,51). 2. Flachsspinnerei Erwerbs- und Betriebs-Gesellschaft m. b. H. Luthrötha, Beteiligung: ca. 32 %. 3. Westfälisch-Lippische Flachsbauförderung G. m. b. H., Bielefeld, Beteiligung: 25 %. 4. Flachsröste Lohhof G. m. b. H., Lohhof, Beteiligung: 9 %. 5. Flachseinkaufs-Gesellschaft m. b. H., Berlin, Beteiligung: RM 1.500,00, davon 25 % eingezahlt. 6. Flachsröste Trachenberg G. m. b. H., Trachenberg, Beteiligung: Nom. RM 20.000,00. 7. Flachswerke Wartheland Akt.-Ges., Wildschütz (Kreis Jarotschin), Beteiligung: Nom. RM 43.000,00. 8. Flachsverwertungsgesellschaft m. b. H., Berlin, Beteiligung: Nom. RM 75.000,00. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 2609] |
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