Gebrüder Mehler GmbH, Tuchfabrik Tirschenreuth

Allgemeines

FirmennameGebrüder Mehler GmbH, Tuchfabrik Tirschenreuth
OrtssitzTirschenreuth (Opf)
StraßeBahnhofstr. 45-47
Postleitzahl95643
Internet-Seitehttps://www.mehler-tuchfabrik.de
Art des UnternehmensTuchfabrik
AnmerkungenDie Firma belieferte vor allem kirchliche Einrichtungen und führte den Titel "Päpstlicher Hoflieferant"
Quellenangaben[Bayr Wirtsch-Archiv u. seine Bestände (2000) 37] Telefonat mit Herrn Mehler 10.05.2001 [Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 194]
Hinweise[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914)]: 194: Gesamtansicht; 195: Vorspinnerei; 195: Feinspinnerei; 195: Weberei I; 195: Weberei II; 196: Walkerei; 196: Trockenanlage; 196: Appretur; 196: Schererei; 196: Färberei




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1644 In der Reihe der Tuchmacher findet sich in diesem Jahre zum ersten Mal ein Vertreter der Familie Mehler, die urkundenmäßig schon vor das 16. Jahrhundert zurückgreift. - Nach den Taufmatrikeln hält sich das Tuchgewerbe in dieser Familie ununterbrochen noch 2018 bis in die 10. Generation durch Paulus und Ludwig Mehler.
1850er Zu besonderer Höhe bringt das Unternehmen Joseph Mehler, der nach 25 jähriger Lehr- und Arbeitszeit aus der Fremde in seine Vaterstadt zurückkehrt. Er führt das von seinen Ahnen gegründete Tuch- und Zeugmachergeschäft mit Energie weiter, fertigt wie diese besonders Stoffe und Zeuge für Klöster und Klerus, welche ihm treu bleiben, da er sie wie seine Vorfahren streng reell bedient.
ab 1871 Nach dem Friedensschluß von 1871 stockt das Geschäft infolge des mächtigen Aufblühens der norddeutschen Konkurrenz, die durch Einführung von Maschinen und mechanischen Webstühlen viel leistungsfähiger geworden ist.
Anf. 1880er Joseph Mehler kann fünf Handwebstühle flott beschäftigen
1885 Joseph Mehler übergibt das Geschäft seinem ältesten Sohne Ignaz. Dieser hatte während seiner Lehr- und Wanderzeit in Norddeutschland erkannt, daß das heimatliche Gewerbe in der alten Weise unmöglich auf die Dauer mit Erfolg weitergeführt werden könne. Er rüstet zunächst sämtliche Webstühle mit den aktuellen Neuerungen aus. Er verbessert sie insbesondere durch mechanische Regulatoren, um gleichmäßige, fehlerfreiere Ware hersteilen zu können.
01.10.1892 Das Unternehmen geht aus einem traditionsreichen Handwerksbetrieb hervor. Ludwig Mehler, der das Tuchmacherhandwerk erlernt hat, tritt als Teilhaber in das Geschäft seines Bruders Ignaz ein, und so entstand die Firma "Gebrüder Mehler, Tuchfabrik Tirschenreuth", in der das altberühmte Tirschenreuther Tuchgewerbe in moderner Ausgestaltung zu neuer Blüte gelangen wird.
1896 Militärlieferungen an die bayerischen Armeeverwaltung werden auf der Landesausstellung in Nürnberg mit der silbernen Staatsmedaille prämiert.
1897 Bau des neuen Fabrikgebäudes
um 1900 Herstellung von Klerusstoffen
1903 Ludwig Mehler scheidet aus dem Geschäft aus
1903 Nach dem Ausscheiden von Ludwig Mehler führt Ignaz Mehler als Seniorchef die Fabrik weiter, unterstützt von seinen Söhnen
um 1915 Produktion von Militärtuchen
1923 Anschaffung einer großen Dampfmaschine
1927 Verleihung des Ehrentitels "Päpstlicher Hoflieferant"
1942 Zwangs-Schließung des Unternehmens wegen Kritik am Regime des Dritten Reiches
1946 Wiederaufnahme der Produktion mit Ziviltuch und Loden
um 1965 Herstellung von Behördenstoffen und Streichgarn
1972 Neubau der Spinnerei
1978 Neubau der Appretur
1990 Neubau der Färberei
1999 Aufstellung des Guiness-Rekords: Vom Schaf bis zum fertigen Anzug in 1 Stunde und 2 Minuten
2005 Kauf der Streichgarnspinnerei in Forst/Lausitz
2011 Neubau des vollautomatisierten Hochregallagers




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Tuche 1892 Beginn (vorher Handwerksbetrieb) 2001 noch tätig  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1920 Sächsische Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG




Allgemeines

ZEIT1914
THEMAVorgeschichte
TEXTDie Tirschenreuther Tuch- und Zeugfabrikation kann auf eine mehrhundertjülirige Vergangenheit zurückblicken. Laut Chronik des hochw. Herrn Dechant Ludwig Mehler bestand schon irn 16. Jahrhundert in Tirschenreuth eine mächtige, weitberühmte Tuch- und Zeugmacherinnung von 60 bis 70 Mitgliedern, sodaß in jener Zeit Tirschenreuth die gewerbereichste und wohlhabendste Stadt des Stiftlandes war. Fast in jedem Hause klapperten ein oder zwei Webstühle. Für alle übrigen Arbeiten zur Zubereitung der Wolle und Vollendung des Tuches war durch die Innung eine gemeinsame Spinnerei, Wäscherei, Walkerei, Färberei, Appretur und Trocknerei eingerichtet. Sonderbarer Weise waren diese Anstalten an den äußersten Punkten der Stadt zerstreut angelegt. Trotz dieses primitiven Betriebes waren die Tirschenreuther Tuche, die zum größten Teil zur Messe nach München verbracht wurden, so berühmt, daß die Münchener Großtuchhändler und Kaufleute den Warentransporten bis Freising entgegenkamen, um schon hier alles aufzukaufen.
Joseph Mehler, der nach 25 jähriger Lehr- und Arbeitszeit aus der Fremde in seine Vaterstadt zurückkehrte, führte das von seinen Ahnen gegründete Tuch- und Zeugmachergeschäft mit Energie weiter, fertigte wie diese besonders Stoffe und Zeuge für Klöster und Klerus, welche ihm treu blieben, da er sie wie seine Vorfahren streng reell bediente. Anfang der achtziger Jahre konnte er fünf Handwebstühle flott beschäftigen.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 194]


ZEIT1914
THEMAEntwicklung
TEXTIgnaz Mehler hatte während seiner Lehr- und Wanderzeit in Norddeutschland erkannt, daß das heimatliche Gewerbe in der alten Weise unmöglich auf die Dauer mit Erfolg weitergeführt werden könne. Er rüstete zunächst sämtliche Webstühle mit den damaligen Neuerungen aus. Er verbesserte sie insbesondere durch mechanische Regulatoren, um gleichmäßige, fehlerfreiere Ware hersteilen zu können. Die Konkurrenz schritt jedoch eilig voran und es wäre ihm ohne Zweifel dasselbe Los beschieden gewesen wie fast allen seiner Zunft, wenn er sich nicht entschlossen hätte, die verschiedenen bisher getrennten Herstellungsabteilungen in einer Fabrik zu zentralisieren. Sie wurde 1892 erbaut. Am 1. Oktober dieses Jahres trat dann Ludwig Melder, der ebenfalls das Tuchmacherhandwerk erlernt hatte, als Teilhaber in das Geschäft seines Bruders Ignaz ein und so entstand die Firma Gebrüder Mehler, Tuchfabrik Tirschenreuth, in der das altberühmte Tirschenreuther Tuchgewerbe in moderner Ausgestaltung zu neuer Blüte gelangen sollte. Die Fabrik wurde mit Webstühlen englischer, rheinischer und sächsischer Systeme, sowie mit sämtlichen Maschinen ausgestattet, die zur nadelfertigen Herstellung von Stoffen notwendig waren. Durch den persönlichen Einkauf der Wolle auf den Märkten in Budapest, Augsburg und Ulm, sowie der feinen Spezialtuchwolle in Breslau war es möglich, dem Prinzipe der Väter treu bleibend, aus bestem Material nur gute Ware herzustellen. Dadurch erweiterte sich von Jahr zu Jahr der Kundenkreis, sodaß heute nach 22 jährigem Bestehen der Fabrik, deren Erzeugnisse in fast alle Kulturländer der Erde, insbesondere in die Schweiz. Holland, Rumänien, Indien, China, Deutschsüdwest- und Ostafrika, Nordamerika und Brasilien versandt werden. Auch mit Militäriieferungen wurde die Firma betraut und sie ist seit fast zwei Jahrzehnten ständiger Lieferant der bayerischen Armeeverwaltung.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 194]


ZEIT1914
THEMAMaschinen
TEXT1 Wollwaschmaschine, 2 Sortiment Krempel. 2Selfaktor, 1 Zwirnmaschine, 1 Kettenscheer-, 1 Leim- und Bäummaschine, 21 Web- und 2 Musterwebstühle, 3 Waschmaschinen, 1 Hammer- und 2 Zylinderwalken, 3 Pressen darunter eine hydraulische, 2 Rauh-, 1 Spann-, Rahm- und Trockenmaschine, komplette Färbereieinrichtung für lose Wollen, Strang-, Stück- und Indigofärberei, ferner 3 Lang-, 1 Breitscher- und 2 Bürstenmaschinen, sowie Dekatier- und Kochapparate.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 194]


ZEIT1914
THEMASpezialitäten
TEXTStoffe für katholische Orden, Missionsgesellschaften, Klerus, sowie Militär- und Marinetuche. Außerdem werden verfertigt alle Qualitäten Herren- und Damenstoffe, wie Wollmousseline (Schleier), Merino. Serge. Cheviot, Tuch, Kammgarn, Drape, Croise, Flanell, Loden, Filz und Wolldecken. Daraus geht hervor, daß sich das Unternehmen heute schon würdig der Konkurrenz in der Textilindustrie anreihen kann.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 194]