Schachtanlage Radbod


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Schachtanlage Radbod: Kühleranlage auf der Kokerei Schachtanlage Radbod: Turbogassauger mit Teerscheider Schachtanlage Radbod: Kokerei Schachtanlage Radbod: Turbogassauger und Teerabscheider
Schachtanlage Radbod: Kühleranlage nebst Benzolwäscher Schachtanlage Radbod: Schachtanlage Radbod: Ammoniakfabrik


Allgemeines

FirmennameSchachtanlage Radbod
OrtssitzBockum-Hövel (Westf)
OrtsteilHövel
StraßeHammer Str. 200
Postleitzahl59067
Internet-Seitehttp://www.radbod.de
Art des UnternehmensKohlebergwerk
AnmerkungenZechenfelder 1950: 17.456.603 qm (3 Normalfelder "Radbod" u. 2 NF "Wittekind"). Deckgebirge: 650 - 790 m. Schacht 1 (Seilfahrt), 2 (Wetter) u. Winkhausschacht (Hauptförderschacht, Teufe: 1090 m, Gestellförderung für 3.000-l-Wagen) auf der Anlage; der 4. (Wetterschacht) 1800 m westlich. 1955: zu Altenessener Bergwerks-AG. Der ab 1986 abgeteufte Schacht 6 war für die Anlage "Radbod Forts." vorgesehen, der vorerst konserviert wurde. 1988 zur: Ruhrkohle AG. Nach Schließung (1990): Projektgesellschaft Radbod, Hammer Str. 154, 02381/97306-0. Die Fördermaschinen von Schacht 1 und 2 wurden von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur (Sitz: Kokerei Hansa, Dortmund) übernommen. Nach dem Abriß der 21 ha großen Anlage 1996 stehen 15 ha Netto-Bauland, davon 8,5 ha Gewerbegrundstücke zur Verfügung (Preise: 70 und 77 DM)
Quellenangaben[Wegweiser Kohlenreviere NRW (1955) 223] Tel. Auskunft Herr Baumgärtel (BDSB) am 04.07.2001 [Zeche Radbod in Bockum-Hövel (1955)] [FAZ, 25.05.2001, S. V7] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1203]
HinweiseDie beiden älteren Fördermaschinen (Schacht 1 und 2) bleiben erhalten. Sie und die Gebäude sind durch Vandalismusschäden, Diebstahl und bisher seit 1990 nicht durchgeführter Erhaltungsmaßnahmen in sehr schlechtem Zustand. Daher der Appell an die politisch Verantwortlichen und interessierte Bürger, Maßnahmen zur Erhaltung, Sanierung und Nutzung zu ergreifen! - Ein Zugang ist über die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur (Tel.: 0231/931122-0) möglich. Bitte nur bei sehr starkem Interesse nachfragen, da diese Teile von "Radbod" nicht besetzt sind und ein Mitarbeiter erst anreisen müßte. - Die 2001 noch vorhandene neuere EPR-Maschine untersteht dem Bergwerk Ost ("Heinrich Roberts").




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1899 Gründung der Bohrgesellschaft Trier. Sie bemüht sich um die Verleihung mehrerer Grubenfelder in der Gegend von Hamm
03.11.1904 Die "Bergwerksgesellschaft Trier in Hamm (Westf)" entsteht mit den Schachtanlagen "Baldur" bei Dorsten und "Radbod" bei Hamm. Diese wird durch den aus Friesland stammenden Bergassessor Janssen in Anlehnung an einen Friesenfürsten aus der Zeit um 400 benannt.
13.03.1905 Erster Spatenstich zu Abteufarbeiten an Schacht 1
1906 Beginn der Förderung
16.06.1906 Das Niederbringen der Schächte geht im Mergel gücklich und schnell vonstatten, und man erreicht ohne Wasserzuflüsse im Schacht 1 bei 695 m Teuve das Steinkohlengebirge.
09.1906 Das Abteufen von Schacht 1 wird bei 877 m Teufe beendet. Der Schacht 2 erhält einen Endteufe von 864 m.
10.1907 An Schacht 1 ist die erste Hauptförderung mit Körben fertiggestellt. Eine der Abteufmaschinen wird mit einer Treibscheibe versehen und danach als erste der vier nebeneinanderliegenden mit Dampf angetriebenen Hauptfördermaschinen eingesetzt.
12.11.1908 Bei einer der folgenschwersten Schlagwetterkatastrophen (mit Grubenbrand) in der Geschichte des deutschen Bergbaues kommen 348 Bergleute ums Leben. Vollständige Flutung der Schachtanlage mit Lippewasser, um die Brände einzugrenzen. Erst im Folgejahr kann der Betrieb wieder aufgenommen werden, nachdem besondere Sicherheitsmaßnahmen angeordnet waren.
24.03.1916 Explosion eines der 14 Zweikammer-Wasserrohrkessel (p= 14 atm, H= 350 qm) nach Einsturz des Feuergewölbes. Dadurch erhitzte sich die schlecht ausgeführte Schweißnaht des Umlaufbleches in der vorderen Wasserkammer. Der Kessel wird ca. 20 m weit nach hinten geschleudert. 2 Tote, 1 stark Verbrühter
1919 Die "Bergwerksgesellschaft Trier" bleibt bis 1919 selbständig; es folgen die Zusammenschlüsse mit dem "Köln-Neussener Bergwerksverein" und später mit der "Hoesch AG"
12.1930 Gründung der "Hoesch-Köln-Neuessen A.G. für Bergbau und Hüttenbetrieb" Ende 1930, in der die "Trier GmbH" aufgeht
1938 Die "Hoesch-Köln-Neuessen A.G. für Bergbau und Hüttenbetrieb" wird in "Hoesch A.G." umbenannt
06.05.1950 Enflechtung des Hoesch-Konzerns
1956 Rückgliederung zur "Hoesch Werke AG"
1969 Die Schachtanlage gehört zur "Ruhrkohle AG"
1970 Die Zeche wird Teil der "Bergbau AG Westfalen"
1977 Schließung der Kokerei
01.01.1986 Der Planvorrat der Schachtanlage Radbod beträgt nach dem Stand vom 1. Januar rd. 18 Mio t.
03.1986 Die Aufschlußarbeiten für einen Abbaubetrieb in Anschlußbergwerk Radbod, Feld Donar werden mit Beginn der Auffahrung des Hauptquerschlages (Vollschnittmaschine DEMAG D= 6,10 m) im März begonnen. Die behördlichen Genehmigungen zum Teufen von zwei Tagesschächten werden im Mai/Juni 1986 erwartet, so daß mit den Teufarbeiten begonnen werden kann. Das Anschlußbergwerk soll in ca. 5 km Entfernung vom weiterhin als Förderstandort bestehend bleibendem Altbergwerk Radbod errichtet werden.
31.01.1990 Der letzte Wagen Kohle wird gefördert. Die Vorräte sind soweit abgebaut, daß Abbaubetrieb in Anschlußbergwerk Radbod, Feld Donar, eingerichtet werden müssen.
1996 Abrißbeginn der Schachtanlage. Die Kosten betragen 33 Mio DM (einschl. Sanierung des Bodens und Baureifmachung), davon 25,5 Mio DM von der öffentlichen Hand.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Aromate 1913 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  
Cumaronharze 1922 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  
Heizgas 1913 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  
Koks 1912 Beginn (Kokerei in Betrieb) 1977 Ende [Huske, S. 796] seit 1912; [StA Hamm]: 1917
Leuchtgas 1922 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  
schwefelsaures Ammoniak 1913 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  
Steinkohle 1906 Beginn 1990 Ende (Förderung eingestellt)  
Teer 1913 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  
Ziegelsteine 1913 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110] 1925 [Bergwerke u. Salinen (1925) 110]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampffördermaschine 1907 Friedrich-Wilhelms-Hütte
Dampffördermaschine 1907/08 Eisenhütte Prinz Rudolph
Dampffördermaschine 1950 Eisenhütte Prinz Rudolph
Dampffördermaschine 1953 Eisenhütte Prinz Rudolph




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1913-19116 Dampfkessel 1   Walther & Cie. KG Heizfläche 350 qm Wasserrohrkessel, p= 14 at  




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1908 1805        
1913 3991 3852 139   davon 3293 Vollarbeiter bzw. 88 technische und 51 kaufmännische Beamte
1914 4000       über 4000
1921 4400       über 4400
1922 4611 4349 262   davon 3903 Vollarbeiter bzw. 153 technische und 109 kaufmännische Beamte
1923 4670 4389 281   davon 3975 Vollarbeiter bzw. 153 technische und 128 kaufmännische Beamte
1924 4441 4175 266   davon 3780 Vollarbeiter bzw. 159 technische und 107 kaufmännische Beamte
1925 4048 3790 258   davon 3375 Vollarbeiter bzw. 160 technische und 98 kaufmännische Beamte
1944 4750        
1950 4000       rd. 4000




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1913 1913 Steinkohle 793607   t
1913 1913 Koks 148610   t
1913 1913 schwefelsaures Ammoniak 1991   t
1913 1913 Stickstoffinhalt 410   t
1913 1913 Teer 7225   t
1913 1913 Rohnaphthalin 19   t
1913 1913 gereinigtes Benzol 581   t
1913 1913 gereinigtes Toluol 44   t
1913 1913 gereinigtes Lösungsbenzol II 97   t
1913 1913 Heizgas 29564000   cbm
1913 1913 Elektrische Arbeit 17822   MWh
1913 1913 Ziegelsteine 7378000   Stück
1922 1922 Steinkohle 684909   t
1922 1922 Koks 289508   t
1922 1922 schwefelsaures Ammoniak 4016   t
1922 1922 Stickstoffinhalt 827   t
1922 1922 Teer 11761   t
1922 1922 Rohnaphthalin 80   t
1922 1922 gereinigtes Benzol 1806   t
1922 1922 gereinigtes Toluol 133   t
1922 1922 Gereinigtes Lösungsbenzol I 342   t
1922 1922 gereinigtes Lösungsbenzol II 162   t
1922 1922 Cumaronharze 150   t
1922 1922 Leuchtgas 15382000   cbm
1922 1922 Heizgas 32326000   cbm
1922 1922 Elektrische Arbeit 35030   MWh
1922 1922 Ziegelsteine 2826000   Stück
1923 1923 Steinkohle 740537   t
1923 1923 Koks 301458   t
1923 1923 schwefelsaures Ammoniak 4268   t
1923 1923 Stickstoffinhalt 879   t
1923 1923 Teer 12448   t
1923 1923 Rohnaphthalin 48   t
1923 1923 gereinigtes Benzol 2195   t
1923 1923 gereinigtes Toluol 197   t
1923 1923 Gereinigtes Lösungsbenzol I 499   t
1923 1923 gereinigtes Lösungsbenzol II 138   t
1923 1923 Cumaronharze 83   t
1923 1923 Leuchtgas 14750000   cbm
1923 1923 Heizgas 34530000   cbm
1923 1923 Elektrische Arbeit 32664   MWh
1923 1923 Ziegelsteine 5211000   Stück
1924 1924 Steinkohle 851802   t
1924 1924 Koks 198831   t
1924 1924 schwefelsaures Ammoniak 2962   t
1924 1924 Stickstoffinhalt 610   t
1924 1924 Teer 8578   t
1924 1924 Rohnaphthalin 89   t
1924 1924 gereinigtes Benzol 1245   t
1924 1924 gereinigtes Toluol 184   t
1924 1924 Gereinigtes Lösungsbenzol I 146   t
1924 1924 gereinigtes Lösungsbenzol II 80   t
1924 1924 Cumaronharze 122   t
1924 1924 Leuchtgas 14092000   cbm
1924 1924 Heizgas 19751000   cbm
1924 1924 Elektrische Arbeit 29573   MWh
1924 1924 Ziegelsteine 1531000   Stück
1925 1925 Steinkohle 930273   t
1925 1925 Koks 218164   t
1925 1925 schwefelsaures Ammoniak 3164   t
1925 1925 Stickstoffinhalt 651   t
1925 1925 Teer 10679   t
1925 1925 Rohnaphthalin 36   t
1925 1925 gereinigtes Benzol 1405   t
1925 1925 gereinigtes Toluol 303   t
1925 1925 Gereinigtes Lösungsbenzol I 206   t
1925 1925 gereinigtes Lösungsbenzol II 92   t
1925 1925 Cumaronharze 104   t
1925 1925 Leuchtgas 13609000   cbm
1925 1925 Heizgas 43199000   cbm
1925 1925 Elektrische Arbeit 30548   MWh
1925 1925 Ziegelsteine 1792000   Stück




Allgemeines

ZEIT2008
THEMAInteresse an Bildern von Radbod
TEXTJohann Hermann
Stockumer Str. 53A
59075 Hamm
02381/72121


ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTBetriebsleitung: Bergwerksdirektor Bergassessor a. D. Kurt Klemme, Dortmund; Betriebsdirektor Dipl.-Berging. Hermann Hock, Hövel, Post Radbod (Bezirk Münster). Im Besitz der "Hoesch Aktiengesellschaft", Dortmund.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1203]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTBerechtsame: Felder Radbod und Wittekind 10966545 qm. Mineral: Fettkohle. 2 Förderschächte und 3 Wetterschächte. Hauptfördersohlen bei 942 m und 1100 m. Kokerei: 133 Öfen mit Nebengewinnungsanlagen, Benzolreinigungsanlage, Gasentschwefelungsanlage, Gaskompressorenanlagen für die Belieferung von zwei Städten sowie der Ruhrgas A.-G.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1203]


ZEIT1925
THEMABetriebsbeschreibung
TEXTLage des Betriebs: Hövel u. Bockum (Lüdinghausen, Münster). Briefanschrift: Bergwerks-Ges. Trier m. b. H., Hamm i. W. Techn. Direktor: Bergassessor W. Andre. Kaufm. Direktor: K. Hoeppe. Betriebsdirektor: Bergassessor M. Stapff, Fördernde Schächte u. Teufe: I 996 m, II 998 m. Stückgut u. Wagenladungen: Hamm i. W. Kohlenart: Fettkohle. Beteiligung s. Trier. Bergrevier: Hamm.
QUELLE[Bergwerke und Salinen im niederrh.-westf. Bergbaubezirk (1926) 110]