Dreyse & Collenbusch

Allgemeines

FirmennameDreyse & Collenbusch
OrtssitzSömmerda (Thür)
Postleitzahl99610
Art des UnternehmensWaffen- und Munitionsfabrik
AnmerkungenUrspr. (ab 1817) unter der Firma "Dreyse und Kronbiegel". Nach dem Tod von Kronbiegel heiratete der Buchhalter Collenbusch die Witwe Kronbiegels, verbunden mit der Umfirmierung in "Dreyse und Collenbusch" (genauer Zeitpunkt unbekannt); danach Herstellung von Zündhütchen für die neuartigen Perkussionswaffen. Inhaber bis 1924: Otto und Paul Kronbiegel-Collenbusch. Seit 1924 Teil der "Selkado AG". Nach dem Ersten Weltkrieg auch als Nietenfabrik "Kronbiegel & Collenbusch" (1928 stillgelegt).
Quellenangaben[Chem Ind 1929/30) II 65] http://www.steinhaeusser.info




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
20.11.1787 Geburt von Johann Nikolaus von Dreyse als Sohn des Schlossermeisters Johann Christian Dreyse und seiner Ehefrau Susanne, der Tochter des Chirurgen J. N. Fleischmann, in Sömmerda, Lange Str. 2. Sein Vater betreibt nebenbei eine kleine Landwirtschaft und hat die Berechtigung, Bier zu brauen und auszuschenken.
Okt. 1806 Johann Nikolaus von Dreyse beendet die die Lehre bei seinem Vater im Herbst und geht im Oktober auf die Wanderschaft, um sein Wissen und seine Fähigkeiten zu vervollkommnen. Dreyses erste Station auf seiner Wanderschaft ist Altenburg, wo er etwa zwei Jahre in der Werkstatt seines Vetters Beck, eines Wagenbauers, arbeitet. Für ein halbes Jahr geht er dann nach Dresden, wo er bei dem Schlossermeister Mühlefeld in der Kleinen Fischergasse arbeitet.
1815 Nach dem Einzug der Verbündeten verläßt Dreyse Paris und kehrt, mit neuem Wissen, handwerklicher Erfahrung und technischem Können ausgestattet, in seine Heimatstadt zurück. Dort fertigt er zunächst sein Meisterstück, einen Thüringer Ofen, eine Schlüsselserie und ein Kunstschloß für eine Truhe an.
01.08.1815 Nach dem Tode seines Vaters übernimmt J. N. von Dreyse dessen Werkstatt. Zunächst konstruiert er verschiedene Vorrichtungen und Maschinen, um häufig anfallende Schlosserarbeiten schneller und billiger herstellen zu können. Vor allem beschäftigen ihn Gegenstände des täglichen Bedarfes (Nägel, Knöpfe, Striegel und Fensterbeschläge), um sie durch Prägen fabrikmäßig herzustellen.
1817 Gründung der Knopf-, Nägel-, Striegel und Fensterbeschlagfabrik unter der Firma "Dreyse und Kronbiegel"
April 1923 Beginn der Zündhütchenproduktion
1824 Dreyse erhält das Patent für Dampfmaschine, die anstelle des Dampfkessels über eine vielfach gekrümmte Röhre, einen sogenannten Erzeuger, verfügte, durch die preußische Regierung. Ein Modell davon wird im Berliner-Gewerbe-Institut aufgestellt.
05.01.1824 Die Firma meldet bei der Kgl. Preußischen Deputation für Gewerbe eine neue Art von Zündhütchen zum Patent an
Frühj. 1826 Die neue Art von Zündhütchen wird patentiert
1827 Dreyse stellt das erste Zündnadelgewehr her
1828 Das neue Zündnadelgewehr wird dem preußischen Kriegsministerium zur Begutachtung vorgestellt.
01.03.1828 Eine Fabrikordnung wird erlassen
1834 Dreyse erwirbt die alte Leimsiederei vor dem Weißenseer Tor und richtet hier die Schlosserwerkstatt zur Gewehrfertigung ein
1835 Es gelingt die Herstellung eines brauchbaren Hinterladers.
1836 Der neue Hinterlader wird unter der Bezeichnung "Scharfschützengewehr" der Prüfungskommission vorgestellt.
Nov. 1839 Die Vergleichsversuche für den Hinterlader werden wieder aufgenommen
15.10.1841 Inbetriebnahme neuer Fabrikanlagen
1842 Die ersten 3000 Zündnadelgewehre werden geliefert.
1843 Eintritt Dreyses in den Staatsdienst. Damit ist eine Trennung von seinem Kompagnon Collenbusch erforderlich, die endgültig 1843 vollzogen wird. Von da an tritt der neue Firmenname "Nikolaus Dreyse" in Erscheinung. Collenbusch firmiert weiter "Dreyse & Collenbusch".
1846 Ernennung von Dreyse zum Kommissionsrat
ab 1853/55 Beginn der Lieferungen von Zündnadelgewehren aus den unter staatlicher Leitung stehenden preußischen Gewehrfabriken. - Dreyses Unternehmen wächst kontinuierlich.
1854 Ernennung von Dreyse zum Geheimen Kommissionsrat
1860 Beginn der Tätigkeit von Heinrich Ehrhardt in der Gewehrfabrik von Dreyse in Sömmerda
1863 Ende der Tätigkeit von Heinrich Ehrhardt in der Gewehrfabrik von Dreyse in Sömmerda. Er schreibt darüber in seiner Biographie: "In Sömmerda machte ich die erste Bekanntschaft mit der Waffenindustrie, die später in meinem Leben eine bedeutende Rolle spielen sollte. Dort befanden sich die für die damaligen Verhältnisse riesigen Dreyseschen Werke, in denen das Zündnadelgewehr von A bis Z hergestellt wurde. Auch die hierzu erforderlichen Maschinen und Werkzeuge wurden ausnahmslos in den eigenen Werkstätten gefertigt."
22.03.1864 Dreyse wird vom preußischen König in den erblichen Adelsstand erhoben
09.12.1867 Tod von Nikolaus von Dreyse
1894 Tod von Franz von Dreyse
19.01.1899 Die Firma "Nikolaus von Dreyse" wird in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 1.600.000 Mark unter der Firma "Munitions- und Waffenfabrik Sömmerda Akt.-Ges., vorm. von Dreyse" umgewandelt. An der Spitze des Aufsichtsrates steht der Geheime Baurat Ehrhardt
1899 Die Fahrradfabrikation wird eingestellt. Sie wird von der zum "Rheinmetall"-Konzern gehörenden Fahrzeugfabrik Eisenach übernommen.
31.03.1901 Die "Waffen- und Munitionsfabrik AG Sömmerda" wird von der "Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik Düsseldorf-Derendorf", mit einem Aktienkapital von 1.200.000 Reichsmark, übernommen. Heinrich Ehrhardt, der Stellvertreter des Vorsitzenden im Aufsichtsrat von "Rheinmetall" und Mitaktionär der "Waffen- und Munitionsfabrik AG Sömmerda" ist, hat diese Angliederung initiiert. Ein türkischer Großauftrag gibt den Anstoß dazu.
25.08.1907 Bildung eines Komitees zur Errichtung eines Krieger- und Dreysedenkmales
20.11.1909 Das Krieger- und Dreyse-Denkmal wird am Geburtstag von Dreyse auf dem Marktplatz aufgestellt.
11.11.1918 Die Mitarbeiter ziehen zum Marktplatz und vereinigen sich hier mit den Arbeitern der "Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik". Im Rathaussaal konstituiert sich der Arbeiterrat von Sömmerda und dem Kreis Weißensee.
nach dem 1. WK Das Unternehmen baut aufgrund des Versailler Vertrags die Nietenfabrikation aus und erreicht hier Spitzenleistungen. Es werden Nieten in allen Größen und Formen, aus Eisen, Kupfer, Messing, Aluminium und Neusilber hergestellt. Im Laboratorium wird Pulver in 150 Sorten gemischt.
1924 Die Inhaber Otto und Paul Kronbiegel-Collenbusch sehen sich gezwungen, das Unternehmen in die von den Firmen Selve in Magdeburg, Kronbiegel in Sömmerda und Domheim in Weimar gebildete "Selkado AG" einzubringen.
1934 Die früheren Inhaber Otto und Paul Kronbiegel-Collenbusch scheiden au der "Selkado AG" aus.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Fahrräder     1899 Ende seit Umwandlung in AG Bei "Nikolaus von Dreyse"
Jagd- und Metallpatronen 1929 [Chem Ind 1929/30) II 65] 1929 [Chem Ind 1929/30) II 65] Um 1900 "Munitionsgegenstände" [Trenck: Moderne Dampf-Anlagen (1902)]




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine unbekannt R. Trenck, Maschinenfabrik und Eisengießerei




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1828 82        
12.1867 1397       in der Gewehrfabrik, mit einem Jahresumsatz von 300.000 Talern
1875 203       in der Zündhütchen-, Eisen- und Blechwarenfabrik "Dreyse und Collenbusch"
1894 300       in der Gewehrfabrik




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1 Beiteiligung danach Selve-Kronbiegel-Dornheim Akt.-Ges. Dreyse & Collenbusch Betr. durch Selve [Chem Ind 1929/30) II 65]