Heinrich Brandenburg, Schiffswerft, Maschinenfabrik und Kesselschmiede

Allgemeines

FirmennameHeinrich Brandenburg, Schiffswerft, Maschinenfabrik und Kesselschmiede
OrtssitzHamburg
OrtsteilSteinwärder
StraßeNorderelbstr. 112
Postleitzahl20457
Art des UnternehmensSchiffswerft, Maschinenfabrik und Kesselschmiede
AnmerkungenGelegen im Bereich der Einmündung des Fährkanals in die Elbe: im Norden die Elbe, im Osten der Fährkanal und im Süden der Nordsandfleth (hier nur für Schiffe mit geringem Tiefgang). Größe des Werftplatzes: 14.000 qm, Länge der drei Wasserfronten: 350 m. Um 1906 Antrieb der Anlage durch zwei Dieselmotoren mit Generatoren; zwei Dampfmaschinen als Reserve. Seit Mitte der 1980er Jahre liegt die Anlage brach.
QuellenangabenWikipedia [Mengebier: Dampfkesselfabr. (1905)] [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 26] [Historisch-biographische Blätter 7 (1905/06) Lief. 13] [Schwarz/Halle: Schiffbauindustrie 1 + 2 (1902)]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1846 Gründung durch Heinrich Brandenburg als Reparaturwerft auf Steinwerder im Hamburger Freihafengebiet
1859 Erweiterung der Reparaturwerft durch den Sohn von Heinrich Brandenburg
1872 Erweiterung
1873 Beschaffung eines Schwimmdocks
1876 Der Neubau von Schiffen beginnt, zunächst mit einfachen Schuten. - Es folgen Zolldampfer und Dampfbarkassen
1890 Inbetriebnahme eines auf eigene Rechnung gebauten 3600-t-Schwimmdocks mit 90 m Länge und 25 m Breite.
1900 Die Werft baut auf eigene Rechnung ein 7000-t-Schwimmdock. [Quelle: Wikipedia]
1906 Nach der Inbetriebnahme des Schwimmdocks mit 3600 t Tragfähigkeit werden in den Folgejahren zwei weitere Dockabteilungen von zusammen 50 m Länge und 3000 t Tragfähigkeit in Betrieb genommen, so daß um 1906 eine gesamte Tragfähigkeit von 6600 t und eine Gesamtlänge von 140 m zur Verfügung steht. Durch umfangreiche Baggerungen ist es möglich, das Dock so tief zu versenken, daß auch beladene Schiffe bis zu 7 m Tiefgang trocken gelegt werden können. Jede der fünf Dockabteilungen ist mit einer eigenen Maschinen-, Pumpen- und Kesselanlage ausgestattet; indizierte Leistung der Dockmaschinen: 750 PS.
1912 Die Werft wird an die Reiherstiegwerft verkauft.
1928 Die Anlagen werden von der Deutschen Werft übernommen und als Werk III weitergeführt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Dampfkessel 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1905 [Mengebier (1905)]  
Schiffe 1876 Beginn 1912 an Reiherstieg verkauft  
Schiffsdampfmaschinen 1906 [Hist.-biogr. Blätter 7/13] 1906 [Hist.-biogr. Blätter 7/13] bis zu 1200 PS
Schiffsreparaturen 1845 Beginn ab Gründung 1912 an Reiherstieg verkauft  




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1899 Längshellinge 6   unbekannt Länge bis 100 m    
um 1900 Betriebsmaschinen 9   unbekannt Gesamtleistung 210 PS    
um 1900 Kräne in den Werkstätten 15   unbekannt Gesamt-Tragfähigkeit 95 t    
um 1900 Maschinen für Holzbearbeitung 7   unbekannt          
um 1900 Maschinen für Metallbearbeitung 105   unbekannt          
um 1900 Spezial-Werkzeugmaschinen 1   unbekannt          




Betriebsanlagen

Zeit Betr.-Teil Fläche bebaut Gleis Whs Betr. in Kommentar
1899 Werft 13600 4920   Wasserfront: 340 m    




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1880 90        
bis 1880er 75       70 - 80 Mann (vor dem Ausbau zum Großbetrieb)
1890 238        
1899 442   37 30 13 kaufmännische, 24 technische Angestellte, 214 Schiffbauer, 28 Schmiede und Hammerschmiede, 26 Kesselschmiede, 85 Schlosser und Maschinenbauer, 5 Mechaniker, 11 Tischler und Modellbauer, 2 Maler, 7 Maschinen- und Kesselwärter, 4 Kran- und Schiffsführer, 24 Handlanger, 6 Sonstige.
1906 550       500 - 600 Arbeiter und Beamte




Allgemeines

ZEIT1906
THEMABeschreibung
TEXTZum Heben schwerer Lasten und zum Verholen der Schiffe sind im Dock zwei schwere Kräne sowie Hand- und Dampfwinden vorgesehen. In einer der Sektionen befindet sich die Maschinenanlage für die Beleuchtung und zur Hergabe von Starkstrom für alle im Dock zur Verwendung gelangenden transportablen Werkzeugmaschinen; über die ganze Anlage verzweigt sich ferner die Rohrleitung für Preßluftwerkzeuge, die zum Nieten, Bohren, Kreuzen und Stemmen ihre Verwendung finden. Die Versorgung mit komprimierter Luft geschieht von einer später zu erwähnenden Anlage aus.
Das Dock ist mit der Werft durch einen bequeme Brücke von 45 m Spannweite verbunden, so daß der Verkehr zwischen den Werkstätten und Docks nach Möglichkeit erleichtert ist.
Beim Eingang zur Werft befindet sich das Verwaltungsgebäude mit den kaufmännischen und technischen Büros, daneben die Schiffsbauhalle, in welcher gleichzeitig zwei Dieselmotoren mit zugehörigen Dynamos und Akkumulatorenbatterien untergebracht sind. Diese geben den Kraftstrom her für den Antrieb aller Transmissionen und Werkzeugmaschinen, entweder gruppenweise oder durch Einzelmotoren bei den besonders sschwer arbeitenden Walzen- und Loch- und Schermaschinen. Als Reserve stehen zwei Dampfmaschinen zur Verfügung.
Unter der Schiffsbauhalle und auch dem Verwaltungsgebäude befindet sich das umfangreiche Magazin für solche Materialien, die nicht im Freien gelagert werden können. In der ersten Etage dieses Gebäudes sind die Schlosserei, die Werkzeugausgabe, die elektrische Zentrale und in der zweiten der Schnürboden gelegen.
Neben der Schiffsbauhalle befindet sich die Kessel- und Winkelschmiede und daneben das Gebäude für die große Schiffsschmiede. Ein weiteres dreistöckiges Gebäude enthält im Parterre die Malerwerkstatt, Werkzeugraum für die Werftarbeiter mit Taukammer, im ersten Stock die Modelltischlerei, während in den beiden darüberliegenden Etagen die Modelle untergebracht sind.
Von hier aus gelangen wir zur Zimmerei und Schiffstischlerei, die in einem weiteren Gebäude im Parterre und ersten Stock untergebracht sind, und hieran schließen sich große Lager für die verschiedenen Hölzer an.
Alle diese Gebäude sind massiv gebaut und mit allen entsprechenden Maschinen und Werkzeugen, Dampf- und Lufthämmern, Säge- und Hobelmaschinen zur Bearbeitung von Eisen und Holz ausgerüstet.
Vor und neben diesen Werkstätten leigen die 8 Helligen, auf welchen Schiffe bis zu 90 m Länge gebaut werden können, sowie ein Patentslip, um kleinere Schiffe bis zu 35 m Länge für Reparaturen auf Land zu nehmen. Spezialität der Firma ist der Bau von Passagier-, Schlepp- und Fischdampfern, sowie Barkassen, Leichtern und Baggern.
Neben den Helligen liegen die Glühöfen, die Scher-, Loch- und Walzmaschnen zur Bearbeitung der Platten und Profilstäbe, an den Kais größere und kleinere Kräne, die elektrisch betrieben werden.
Auf dem südlichen Teil der Werft erhebt sich die 75 m lange und 22 m breite, mit allen modernen Werkzeugmaschinen ausgerüstete Maschinenfabrik, in deren Mittelbau ein elektrisch betriebener Laufkran von 11 m Spannweite und 25 t Tragfähigkeit arbeitet.
Die Größe und Einrichtung der Fabrik entspricht allen Anforderungen, welche an die Reparatur von Maschinenteile größerer Schiffe gesetllt werden, sowie auch für den Neubau von Maschinenanlagen bis zu 1200 Pferdekräften. In der Maschinenhalle befindet sich in einem Anbau die Kupferschmiede sowie in einem weiteren Raum die Maschinen- und Kesselanlage, auf der Luftkompressor, welcher in der Stunde 20 cbm Luft auf 9 Atmosphären komprimiert. Diese komprimierte Luft verteilt sich durch ein ausgedehntes, teils unterirdisches Rohrnetz über den ganzen Platz, sämtliche Werkstätten und das Schwimmdock zum Betriebe der verschiedenartigsten Werkzeuge. Die volle Ausnützung der Anlage hat im Verein mit der elektrischen Betriebskraft zu einer großen Beschleunigung in der Ausführung größter im Schiffbau vorkommender Arbeiten geführt und die Werft in den Stand gesetzt, die umfangreichsten Arbeiten in kürzester Zeit zu bewältigen.
Die Durchschnittszahl der beschäftigten Arbeiter und Beamten beträgt 500 - 600, ist jedoch bei hochgestellten Ansprüchen schon auf 900 Mann gekommen, für welche die Werkzeuge und sonstigen Anlagen ausreichen.
Am westlichen Kai ist das mit einem elektrischen Laufran bediente Plattenlager noch zu erwähnen, sowie daneben liegend die Klempnerei und die Speisehalle für Arbeiter. auf dem östlichen Teil der Werft liegen noch zwei Wohnhäuser für Werkmeister. Ein ausgedehntes Telefonnetz verbindet sämtliche Anlagen miteinander.
Die Werft, die sich noch im Privatbesitz der Nachfolger ihres Gründers befindet, hat sich erst seit den 1880er Jahren entwickelt, während sie bis dahin mit einer Arbeiterzahl von 70 - 80 Mann nur wenig Bedeutung hatte. Sie zählt heute zu den angesehenen Firmen der Hamburger Schiffbauindustrie.
QUELLE[Historisch-biographische Blätter, Bd. 7, Lief. 13]