Dresdner Glasfabrik Friedr. Siemens

Allgemeines

FirmennameDresdner Glasfabrik Friedr. Siemens
OrtssitzDresden
OrtsteilLöbtau
StraßeFreiberger Str. 43
Postleitzahl01xxx
Art des UnternehmensGlas- und Motorenfabrik
Anmerkungen1885: mit eine Abteilung für Hartglas und Glashartguß. Seit 1888: "Aktiengesellschaft für Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens" (s.d.).
Quellenangaben[Wiener Weltausstellung, Amtl. Katalog (1873) 458] [Schilling's Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) Anzeige] [Bauten von Dresden (1878) 547]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1862 Hans Dietrich Siemens (Bruder von Werner Siemens) kauft die Tafelglashütte für 30.000 Taler zur kommerziellen Auswertung der Erfindung des Regenerativschmelzofens mit Gasbefeuerung durch seinen Bruder Friedrich. Teilhaber ist sein Vetter Georg Mehlis (später: Teilhaber in der Maschinenfabrik "Cyclop, Mehlis & Behrens" in Berlin).
1867 Nach dem Tod von Hans Dietrich Siemens übernimmt sein Bruder Friedrich August Siemens die Fabrik. - Der Techniker und Erfinder stellt die Produktion auf Behälterglas um und führt zahlreiche Neuerungen ein, darunter ein modernes Verfahren zur kontinuierlichen Glasschmelze. Mit Hilfe dieser Technologie gelingt es ihm, die Produktivität des Betriebes deutlich zu steigern und das Löbtauer Glaswerk zum größten Dresdner Industrieunternehmen zu machen.
1868 Der kontinuierlich arbeitende Wannenofen mit Regenerativfeuerung für die Massenerzeugung von Glas wird eingeführt
1871 Siemens kauft die 1822 von Adolf Theodor Roscher gegründete königliche "Friedrichshütte" in Freital-Döhlen, Dresdner Straße. - Diese wurde nach dem Tod des Gründers 1861 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
09.10.1874 Friedrich August Siemens erfindet einen Leichenverbrennungsofen, der nach erfolgreichen Versuchen zum Wegbereiter der Feuerbestattung in Deutschland wird. Am 9. Oktober 1874 findet in dem von Siemens entwickelten Regenerationsofen im Siemens-Glaswerk Dresden die weltweit erste Einäscherung in geschlossenem Feuer statt.
1877 Gründung der Abteilung Hartglas




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Calorimotoren 1871 Erste Erwähnung 1871 Letzte Erwähnung Fabrikation von Motoren für kleineren Kraftbedarf
Dampfmotoren für großen und kleinen Betrieb 1871 Erste Erwähnung 1871 Letzte Erwähnung Fabrikation von Motoren für kleineren Kraftbedarf
Glas 1862 Beginn (Übernahme durch Siemens) 1888 Umwandlung in AG auch Preßhartglas (gehärtetes Tafelglas), besonders für Straßenlaternen-Scheiben und Herstellung von Silberglas-Reflektoren




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1878 Dampfmaschinen 2   unbekannt Gesamtleistung 15 PS    




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1878 475       450 bis 500 Arbeiter beiderlei Geschlechts, Lohnsumme: 400.000 Mark/Jahr




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1888 Umbenennung danach Aktiengesellschaft für Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens  




Allgemeines

ZEIT1878
THEMABeschreibung
TEXTZur Fabrikation dienen die verschiedenartigsten Rohmaterialien, doch ist das Streben der Fabrik darauf gerichtet, möglichst viel Gesteinsarten dazu zu verwenden, welche gestatten, ein schönes und doch wohlfeiles Fabrikat herzustellen, was nur durch das in möglichst vollendeter Weise zur Anwendung gekommene - von Friedrich Siemens erfundene - und nach ihm benannte Ofen-Prinzip möglich geworden ist, welches später beschrieben wird. Das Etablissement enthält 6 Schmelzöfen nach dieser Konstruktion, 5 kontinuierliche Wannenöfen großer Dimensionen und einen Hafenofen zu 10 Hafen. Weiter sind hierzu erforderlich und vorhanden 60 Kühlöfen, 2 Treppenöfen, sowie eine größere Anzahl Glüh-, Brenn- und Trockenöfen. Als Brennmaterial dient fast ausschließlich böhmische Braunkohle. Die Vorbereitungsarbeiten an dem zu verschmelzenden Gemenge, sowie für die Hafenfabrikation und das Ofenbaumaterial werden ausgeführt, durch eine Steinbrechmaschine mit Quetschwalzen, ein Stampfwerk und zwei Kollergänge. Zur Herstellung der Werkzeuge und Geräthschaften dient eine Schmiede und mechanische Werkstatt. Die Produktion beträgt pro Jahr die außerordentliche Summe von 15 Millionen Flaschen im Werte von circa 1,5 Millionen Mark. Das Fabrikat hat ein weites Absatzgebiet; nur ein kleiner Teil geht nach Norddeutschland, der größere Teil nach Mittel- und Süddeutschland, Österreich-Ungarn nebst angrenzenden Provinzen des türkischen Reiches und nach Italien. Wie schon oben gesagt, ist diese Maschinenfabrikation und Konkurrenzfähigkeit des Fabrikats dieser Etablissements nach so entfernten Gegenden nur in Folge der Entwicklung und ausgedehnter Anwendung der Siemens'schen Regenerativ-Gasfeuerung bei dem Schmelzprozeß möglich geworden und diese hat bei ihrem hohen ökonomischen Wert schon die weiteste Verbreitung in fast allen europäischen Staaten gefunden. Der Gasgenerator besteht hieraus einem rechteckig gemauerten Raum, dessen Boden durch eine schiefe Ebene gebildet wird, deren Neigung je nach Art des Brennmaterials und dem diesem eigenen Böschungswinkel 45 bis 60° beträgt. Im oberen Teil besteht diese schiefe Ebene aus einer mit feuerfesten Steinen belegten Eisenplatte,während sie unten in einen Treppenrost übergeht, unter welchem sich, bis zum horizontalen Boden reichend, eine weite Öffnung befindet, die zur Entfernung der Asche und Schlacken dient. Das Brennmaterial wird durch eine über der schiefen Ebene befindliche, mit Wasserverschluß versehene Öffnung in Zwischenräumen von 2 bis 4 Stunden aufgeschüttet und sind die Generatorenso groß, daß täglich ungefähr 240 Ztr. Kohlen darin in brennbares Gas verwandelt werden können, welches durch den in der Rückwand des Generators angebrachten Fuchs in den Kanal entweicht. Die Anwendung des Regenerativsystems auf einen Wannenofen mit kontinuierlichem Betriebe ist aus den beistehenden Figuren ersichtlich. Noch eine besondere Branche, deren sich die Fabrik als einzige in Deutschland mit Erfolg bemächtigt hat, ist die fabrikmäßige Herstellung des Preßhartglases, nach dem zuerst etwa 1874 de la Bastie in Paris sein fabrikmäßig hergestelltes, praktisch verwendbares "verre trempe" in den Handel brachte; doch sind die beiden Herstellungsweisen insofern verschieden, als de la Bastie die Härte durch Erhitzen des Glasartikels und dessen Eintauchen, ähnlich wie beim Härten von Stahl, in ein ebenfalls erhitztes Bad erzielt, während bei dem Siemens'schen Verfahren das Glas zwischen metallenen Formen gepresst wird. Die Darstellungsweise bedingt die Verwendung des ersteren Systems für Hohlgläser, des letzteren für Tafelglas. So gehärtetes Tafelglas findet schon einige Verwendung als Laternenscheiben, zu Dächern und Lichtdruckplatten und wird noch ein weit ausgedehnteres Verwendungsfeld erhalten, wenn die vorhandenen Mängel, welche dem Produkt eines jungen Fabrikationszweiges naturgemäß anhaften, beseitigt sein werden.
QUELLE[Bauten von Dresden (1878) 547]